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Karin Bergmann wurde am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz als Interimsdirektorin vorgestellt.

Foto: EPA/ROLAND SCHLAGER

Wien - Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) präsentierte am Mittwochvormittag Karin Bergmann als interimistische Direktorin des Burgtheaters. Er erfüllte damit auch einen großen Wunsch des Ensembles, das tosenden Applaus zur Entscheidung spendete. Der Dramaturg Hermann Beil wird ihr als Berater zur Seite stehen. Er verzichtet auf ein Honorar.

Beide waren mit Claus Peymann, dem Burgtheaterdirektor von 1986 bis 1999, nach Wien gekommen. Beil, gebürtiger Wiener (72), begann seine Zusammenarbeit mit Peymann bereits in den 1970er-Jahren. Er fungierte an der Burg als Co-Direktor; 1999 ging er mit Peymann nach Berlin.

Bergmann (60), geboren in Recklinghausen, arbeitete als Pressesprecherin. 1999 wurde sie Stellvertreterin von Direktor Klaus Bachler. Als dieser 2008, ein Jahr vor Vertragsende, die Bayerische Staatsoper in München übernahm, war sie allein für den Betrieb verantwortlich. Im Sommer 2010, nach der ersten Saison Matthias Hartmanns, ging sie in Pension. Sie wollte das Haus gut übergeben; Unstimmigkeiten mit Hartmann stellte sie in Abrede.

54.800 Euro pro Regie

Rund um Hartmann, vor einer Woche gefeuert, wurden nun weitere Details bekannt. Laut dessen Vertrag aus dem Jahr 2006, als Hartmann bestellt wurde, sollte jede seiner Regiearbeiten mit 40.000 Euro vergütet werden. Im März 2009, ein halbes Jahr vor Amtsantritt, wurde dieser Betrag auf 52.500 Euro angehoben. Aufgrund einer Indexbindung erhielt Hartmann aber noch höhere Beträge: Seine Arbeiten wurden in der vergangenen Saison mit 53.400 Euro vergütet, in der laufenden Saison sind pro Regie rund 54.800 Euro fällig.

Hinzu kommt, dass Hartmann die Honorare aus der Vorbereitungszeit - 273.000 Euro - bisher nicht versteuert hat: Der Betrag sei "zunächst in einem Depot der Burgtheater GmbH verwahrt" worden, so Hartmanns Anwälte in einer Aussendung. Silvia Stantejsky, die fristlos entlassene Geschäftsführerin, hatte für mehrere Künstler "Depots" geführt.

Ende 2009 ließ sich Hartmann 110.000 Euro bar auszahlen; er versteuerte den Betrag aber nicht, da er der Meinung gewesen sein soll, dass "die Steuerschuld erst mit der vollständigen Auszahlung der Honorare" entstehe. Im Jänner 2014 erhielt Hartmann von Stantejsky, die bereits gekündigt war, 70.000 Euro. Fehlen also noch 93.000 Euro. Wer für den Betrag aufzukommen hat, ist unklar: Es gibt einen von Stantejsky ausgestellten Schuldschein, Hartmanns Anwälte aber meinen, dass die Burgtheater GmbH dem Exdirektor das Geld schulde. Thomas Königstorfer, der kaufmännische Geschäftsführer, widerspricht: Das Burgtheater habe nie Gelder von Mitarbeitern verwaltet. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 19.3.2014)