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Der Steirer René Eisner (38) hat Fehler gemacht. Zum Leidwesen der Vienna, die gegen den Abstieg kämpft.

Foto: APA/Krug

Wien - Es mag eine Komödie, Tragödie oder eine Tragikomödie sein, jedenfalls muss sich die österreichische Bundesliga mit einem Tabubruch befassen.

Der Prolog: Am Freitagabend verwehrte Schiedsrichter René Eisner einem regulären Treffer der Vienna die Anerkennung. Es war in der 93. Minute der Erstligapartie, es wäre das 2:1 und der Sieg gegen Liefering gewesen. Der besser positionierte Assistent hatte auf Tor entschieden, er wurde von seinem Chef overrult. Zwei Minuten davor hatte Eisner der Vienna einen Elfer verweigert. Das Foul wurde zwar gepfiffen, aber an die Strafraumgrenze verlegt. Viennas Präsident Herbert Dvoracek sagte mehr oder minder unverblümt, er schließe in Zeiten wie diesen eine Manipulation nicht aus. Eisner hat sich für seine Fehlpfiffe entschuldigt.

Wolfgang Rebernig, von der Vienna beauftragter Anwalt, hat angekündigt, bei der Staatsanwaltschaft eine Sachverhaltsdarstellung einzubringen. Zunächst befasst sich die Bundesliga voraussichtlich am Donnerstag mit der Causa, sie ist das zuständige Gremium. Rebernig sagte dem Standard: "Die Vienna möchte, dass die Partie mit 2:1 beglaubigt oder zumindest neu ausgetragen wird. Beides halte ich für unwahrscheinlich." Sollten Rebernigs Erwartungen erfüllt werden, also nichts passieren (1:1, Tatsachenentscheidungen sind solche), könnte er sich an die Staatsanwaltschaft wenden. Die muss eine Abweisung begründen.

Faktor Stress

Es ist ein Spiel der Anwälte geworden. Die IG Referee, die Interessengemeinschaft der österreichischen Schiedsrichter, wehrt sich massiv gegen die Verdächtigungen, stellt sich voll hinter Kollegen Eisner. Manfred Schütten-gruber, der stellvertretende Vorsitzende sagt: "Natürlich war die Entscheidung falsch. So etwas passiert im Stress. Aber die Unterstellungen sind unhaltbar. Der Fußball lebt auch von Fehlern. Man sollte sich die Hand reichen."

Eisner könnte Dvoracek wegen übler Nachrede oder Rufschädigung klagen, laut Schüttengruber wartet er die weiteren Entwicklungen ab. Anwalt Robert Tremel hält auf Anfrage der IG Referee fest: "Ein tatsächlicher Betrug ist ein Vermögensdelikt. Für den Wettbetrug braucht es auch eine Wette. Die Annahme allein, dass der Schiedsrichter an einem Wettbetrug beteiligt ist, reicht für eine Strafverfolgung nicht aus. Sollte das reichen, müsste jeder Spieler, der einen Strafstoß verursacht, ebenfalls angezeigt werden."

Rebernig teilt diese Auffassung nicht ganz. "Es geht auch ums Vermögen, die Spieler der Vienna fallen um eine Siegprämie um. Und der Verein bangt um den Klassenerhalt." Rebernig möchte Eisner nichts unterstellen. "Fakt ist, dass man sensibler wird. Es ist nicht so, dass immer nur die Spieler an Manipulationen beteiligt sind. Man kann das durchaus thematisieren." Eisners Fehler seien eben "sehr krass gewesen. Da geht es nicht um einen Outeinwurf, der um ein paar Meter verlegt wurde."

Und dann fragt sich Rebernig selbst: "Warum gibt es nicht wie beim Eishockey den TV-Beweis? Warum werden die Gespräche zwischen den Schiedsrichtern nicht aufgezeichnet, damit Entscheidungen wenigstens im Nachhinein nachvollziehbar werden?" Abgesehen davon werde "das Schiedsrichterwesen stiefmütterlich behandelt". Der Epilog folgt. (Christian Hackl, DER STANDARD, 19.3.2014)