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Foto: AP/Logghe

Seinen Humor hat Dmitri Rogosin nicht verloren: "Jetzt habe ich sie; weltweite Anerkennung. Danke an das Washingtoner Kreiskomitee", twitterte er, nachdem bekannt wurde, dass die USA ihn wegen der russischen Annexion der Krim auf die schwarze Liste setzen. Nebenbei erkundigte er sich beim "Genossen Obama", was denn diejenigen machen sollten, die gar kein Auslandskonto besäßen, das die USA sperren will.

Der 50-Jährige gebürtige Moskauer ist für seine Scharfzüngigkeit bekannt. Geschult hat er sie noch zu Sowjetzeiten an der Journalismus-Fakultät der bekannten Lomonossow-Universität und später für kurze Zeit im sowjetischen Staatsfernsehen.

Doch schon bald zog es ihn in die Politik - und dort schnell in nationalistische oder betont patriotisch-konservative Parteien. So gründete er den Verband der Wiedergeburt Russlands, aber auch den Kongress der russischen Gemeinden, der sich für die Rechte der ethnischen Russen in Russland selbst und in den anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion starkmachte.

2003 feierte er mit der Partei Rodina (Heimat) seinen größten Erfolg: Als drittstärkste Fraktion, nur übertroffen von Wladimir Putins Hauspartei Einiges Russland und den Kommunisten, zog die nationalkonservative Partei in die Staatsduma ein.

Doch der Absturz folgte ebenso schnell. Mit dem rassistischen Wahlwerbespot "Säubern wir Moskau vor dem Abfall", der gegen Kaukasier Stimmung machte, beförderte Rogosin seine Partei ins Abseits. Der Spot wurde als extremistisch eingestuft, die Partei von den nächsten Wahlen ausgeschlossen.

Doch die Polemik Rogosins, der von der alten imperialen Größe Russlands schwärmte, hatte im Kreml Eindruck gemacht, und so durfte Rogosin seine rhetorischen Fähigkeiten fortan in den Dienst des Kremls stellen.

War er 2002 schon kurzzeitig Sondergesandter des Präsidenten für Kaliningrad, stellte ihn Putin 2008 auf den Posten des Russlandvertreters bei der Nato. Fortan war er der Lautsprecher russischer Interessen in Brüssel und artikulierte diese mit einer Mischung aus Vorhaltungen, Belehrungen und Drohungen.

Vor zwei Jahren erfolgte dann die Beförderung zum Vizepremier für Rüstungsfragen. In dieser Funktion hat er das neue Aufrüstungsprogramm Russlands mit forciert. Daran soll nun auch die Krim beteiligt werden. Rogosin will den wirtschaftlichen Aufschwung der Krim mit massiven Rüstungsaufträgen einleiten. (André Ballin, DER STANDARD, 19.3.2014)