Auf dem Altlastareal in Angern an der March stehen dutzende Einfamilienhäuser.

Foto: Robert Newald

Angern/Wien - Mit Zwitschern in den Baumwipfeln, neongelben Primeltupfen und Richtung Sonne lugenden Trieben kehrt der Frühling ein. Doch in Angern an der March ist die Freude am Wiedererwachen der Natur getrübt.

Denn in dem 3300-Einwohner-Ort im niederösterreichischen Bezirk Gänserndorf wird in dutzenden Gärten bald das Erdreich bis in einen halben Meter Tiefe abgetragen. Eigentlich sollten bereits im Laufe des März die Bagger anrollen - so der vergangenen November von der Bundesaltlastensanierungsgesellschaft (Balsa) präsentierte Zeitplan. Doch der Start der Arbeiten verzögert sich. Bis Ende März läuft noch die EU-weite Ausschreibung des Projekts. Die Umsetzung soll dann Ende Mai, Anfang Juni starten, wie Bürgermeister Robert Meißl (SP) sagt.

Teerprodukte und Holzimprägnierungsmittel

Dann wird auf 47 Grundstücken - hauptsächlich privaten Gärten mit Einfamilienhäusern - verseuchter Boden ausgetauscht. Das betrifft insgesamt eine Fläche von 52.000 Quadratmetern. Das Abtragen des Erdreichs ist aufgrund einer Altlast nötig: In Angern befand sich 1860 bis 1924 eine Teerproduktefabrik und eine Fabrik, in der Holzimprägnierungsmittel hergestellt wurden. Bei der Schließung wurden mit giftigen Stoffen gefüllte Wannen einfach zugeschüttet, an heißen Tagen steigt manchmal Teer an die Erdoberfläche. Zudem ist das Brunnenwasser belastet, mit dem Bürger jahrelang den Rasen gossen.

Nicht alle betroffenen Grundstückseigner lassen aber Erde abgraben - rund zehn von ihnen lehnen die Maßnahme ab. Manchen ist es einfach zu schade um ihre Grünoasen. Allerdings hieß es in einem Bericht des Umweltbundesamts, dass in dem Altlastgebiet eine "erhöhte Schadstoffaufnahme durch Menschen" nicht auszuschließen ist. Im Erdreich finden sich beispielsweise erhöhte Konzentrationen von für Arsen, Quecksilber und Blei.

Warum es nun zu einer Verzögerung der Erdarbeiten kommt, konnten dem Standard weder Bürgermeister Meißl, noch jemand von der Balsa sagen. Die Balsa ist für die Sanierung von Altlasten verantwortlich. Die Kosten für die Arbeiten in Angern schätzt man dort auf 9,6 Millionen Euro, die zunächst der Altlastensanierungsfonds trägt - der aber versuchen wird, sich am Verursacher schadlos zu halten. In die Summe inkludiert ist auch das Wiederauffüllen der Gärten mit frischer Erde sowie eine Erstsaat für Rasen. Bis dann auch wieder Primeln wachsen, kann es ein wenig dauern. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 20.3.2014)