Paris - Wegen ihrer Verwicklung in eine Finanzaffäre ist die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, erneut von der französischen Justiz vernommen worden. "Ich habe stets im Interesse des Landes und in Übereinstimmung mit den Gesetzen gehandelt", sagte sie nach der zehnstündigen Vernehmung am Mittwochabend. Bei dem Termin am Gerichtshof der Republik war es zur Gegenüberstellung der früheren französischen Finanzministerin mit ihrem einstigen Bürochef Stephane Richard gekommen.

Hintergrund ist die sogenannte Tapie-Affäre um eine umstrittene staatliche Schadenersatzzahlung. Ein Schiedsspruch hatte dem französischen Unternehmer Bernard Tapie 2008 nach dem Verkauf des Sportartikelherstellers Adidas staatlichen Schadenersatz in Höhe von rund 400 Millionen Euro zugesprochen. Lagardes Finanzministerium hatte zuvor ein privates Schiedsgericht angerufen, um einen langjährigen Justiz-Streit mit Tapie zu beenden.

Zeugin mit Rechtsbeistand

Diese Entscheidung wird von den Ermittlern ebenso unter die Lupe genommen wie Lagardes Beschluss, den Schiedsspruch nicht anzufechten. Es besteht der Verdacht, dass Tapie eine Vorzugsbehandlung erhielt, weil er im Präsidentschaftswahlkampf 2007 den späteren konservativen Staatschef Nicolas Sarkozy unterstützt hatte.

Lagarde wurde am Mittwoch bereits zum dritten Mal von den Richtern des Gerichtshofs der Republik befragt - jener Instanz in Frankreich, die zu möglichen Vergehen von Ministern während ihrer Amtszeit ermitteln kann. Im vergangenen Mai war sie als Zeugin mit Rechtsbeistand eingestuft worden, ein Zwischenstatus zwischen Zeugin und Beschuldigter. Sie entging damit einem formellen Ermittlungsverfahren, das sie vermutlich zum Rücktritt von der IWF-Spitze gezwungen hätte. Ein solches Ermittlungsverfahren kann aber im weiteren Verfahren noch gegen sie eingeleitet werden. (APA, 20.3.2014)