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Durch das Ende der Roaminggebühren könnten die Handytarife weiter steigen.

Foto: EPA/LARRY W. SMITH

Ab Dezember 2015 sollen Telefonieren, SMS-Schreiben und Internetsurfen im EU-Ausland nicht mehr als im Inland kosten. Bei den heimischen Mobilfunkern sorgen das geplante Ende der Roaminggebühren und das Vorgehen der EU für Unmut. Zwar werden diese Gebühren seit einigen Jahren sukzessive gesenkt, die komplette Abschaffung sägt jedoch weiter an den Umsätzen der Telekomunternehmen.

"Millionenaufwände"

Bei T-Mobile sieht man "Millionenaufwände" auf die Branche zukommen, die eine "extreme weitere Belastung darstellen" würden. Europaweit würden der Telekommunikationsindustrie dadurch acht bis zehn Prozent der Umsätze wegbrechen, sagt Unternehmenssprecher Helmut Spudich zum Standard. Die Unternehmen würden dadurch weiter unter Druck gesetzt.

Kritisch sieht er auch die Tatsache, dass noch davor im Juli 2014 eine weitere Roamingverordnung in Kraft tritt. Ab dann müssen Mobilfunker entweder EU-weit einheitliche Tarife anbieten oder aber zulassen, dass sich Kunden für ein Roamingpaket eines anderen, günstigeren Anbieters entscheiden. So müssen Mobilfunker bis zum Sommer 2014 eine Umstellung vornehmen, die nach den aktuellen Plänen im Dezember 2015 bereits wieder abgeschafft werden soll.

Voraussetzungen

Sowohl T-Mobile als auch "3" monieren, dass für ein komplettes Ende der Roaminggebühren noch nicht die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen wurden. "Die Vorleistungspreise, die österreichische Betreiber im europäischen Ausland bezahlen, sind aktuell teilweise um ein Vielfaches höher als die Entgelte in Österreich. Derzeitige österreichische Preise für Mobiltelefonie im Inland können deshalb im Ausland nicht profitabel angeboten werden", sagt "3"-Sprecher Tom Tesch. Am Ende könnte daher der Kunde zur Kasse gebeten werden, indem die Preise an das durchschnittlich höhere Niveau in Europa angepasst werden.

Bei T-Mobile befürchtet man wiederum, dass sich der gesamteuropäische Markt auf lange Sicht auf den Preis des billigsten Landes einpendelt. Denn ohne Roaminggebühren könnten Kunden in Zukunft bedenkenlos auf günstigere Anbieter anderer EU-Länder umsteigen.

Preissteigerungen

Konsumentenschützer gehen jedenfalls davon aus, dass die Mobilfunker die wegbrechenden Umsätze den Kunden durch höhere Tarife umhängen. Teilweise ist das bereits geschehen. In den vergangenen Monaten haben A1, T-Mobile und "3" ihre Tarife mitunter empfindlich erhöht. Begründet wird das von den Unternehmen durch gestiegene Investitionen in den LTE-Ausbau, teilweise auch durch einen Wegbruch der SMS-Einnahmen aufgrund von Messenger-Apps und eben Regulierungsmaßnahmen, also die sinkenden Roamingerträge. Komplett könne man die fehlenden Umsätze aber nicht durch Preiserhöhungen wettmachen, sagt Spudich. (Birgit Riegler, Standard, 20.3.2014)