Mailand - Alexander Pereira, der am 1. Oktober 2014 als neuer Scala-Intendant sein Amt antritt, hat einen Appell an die anspruchsvollen "Loggionisti", die berühmt-berüchtigten Habitués der Mailänder Oper, gerichtet, die oft mit ihren Buhrufen und Pfiffen das Klima im legendären Theater vergiften.

"Ich verfüge über die besten Sänger. Viele wollen jedoch nicht an der Scala auftreten, weil sie verschüchtert, ich würde sagen gar terrorisiert sind. Das können wir uns nicht erlauben", sagte Pereira nach Angaben der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" am Donnerstag. "Nicht jeder singt wie Tebaldi, doch wir müssen vor allem mit jungen Talenten freigiebig sein. Ich werde von allen Künstlern hundertprozentige Leistungen verlangen, doch auch Pavarotti hatte gelegentlich schlechtere Abende. Callas und Caruso werden nicht mehr zurückkommen", kommentierte der 66-Jährige.

Pereira gab zu, dass er mehr die Pfiffe der "Loggionisti" als die Suche nach Geldern für das Theater befürchte. Die "Loggionisti" werden so genannt, weil sie jeweils auf den obersten zwei Rängen, im legendären "Loggione", standen, über die Balustrade gebeugt. Sitzplätze gibt es nur in den Logen auf den unteren vier Rängen der Scala. Sie gelten als "Hooligans" der Scala.

Gefährliches Publikum

"Das Publikum der Scala war seit jeher gefährlich, doch jetzt noch mehr. Das Ergebnis ist, dass man im Rest der Welt sagt, es hat keinen Sinn an der Scala aufzutreten. Wenn wir zusammenarbeiten, können wir jedoch die Situation lösen. Man muss ein Klima der Toleranz wieder aufbauen, in dem man sagen kann, was einem gefällt und was nicht", kommentierte Pereira.

Für Eklat hatte zuletzt der Fall des Tenors Piotr Beczala gesorgt, der als Alfredo in der "Traviata" bei der Saisoneröffnung der Scala im Dezember ein Pfeifkonzert einstecken musste und beleidigt auf die Kritik des Mailänder Publikums reagierte. Auf seiner Facebook-Seite kündigt der Pole an, nie wieder im Mailänder Opernhaus und in Italien überhaupt auftreten zu wollen.

Pereira fiebert seinem Amtsantritt entgegen. Sein Ziel sei es, die Zahl der Scala-Produktionen mit einer Mischung aus klassischen und modernen Opern zu verdoppeln. "Wir können mit dem Dirigenten Riccardo Chailly und seiner außerordentlichen Erfahrung rechnen. Er wird ein großartiger Musikdirektor sein", betonte Pereira. (APA, 20.3.2014)