Frankfurt - Beim insolventen Augsburger Buch-Konzern Weltbild muss mehr als ein Drittel der Belegschaft gehen. In der Verwaltung und Logistik müssten 656 der verbliebenen 1.776 Mitarbeiter in der Verwaltung und der Logistik in eine Beschäftigungsgesellschaft wechseln, sagte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz am Donnerstag auf einer Betriebsversammlung in Augsburg.

Die Mitarbeiter bekommen dann von Anfang April an 85 Prozent ihres Nettogehalts weitergezahlt. 240 hatten seit Anmeldung der Insolvenz bereits selbst gekündigt. Es gehe ums Überleben, sagte Geiwitz. Mit "ein wenig Kosmetik" sei es nicht getan.

Weltbild habe im vergangenen Jahr 100 Mio. Euro Verlust gemacht, sagte Geiwitz. Das Minus müsse durch die Einschnitte gestoppt werden. Sparen will Geiwitz unter anderem an der Werbung. Der Insolvenzverwalter haftet nach der für April geplanten Eröffnung des Verfahrens selbst für alle Verluste.

Komplett-Verkauf angestrebt

Geiwitz versucht Weltbild komplett zu verkaufen. Inzwischen seien mehrere unverbindliche Angebote eingegangen, nun begännen die eigentlichen Verhandlungen. "Der Weg bis zum Gelingen einer gesamtheitlichen Sanierung der Verlagsgruppe ist noch hart und der Ausgang des Verfahrens noch nicht gewiss. Ich bin jedoch vorsichtig optimistisch." Ohne einen neuen Geldgeber gehe es nicht. Das Filialnetz mit 300 Standorten sei allerdings nicht als Ganzes überlebensfähig, räumte Geiwitz ein. Rund ein Drittel davon ist Branchenkreisen zufolge defizitär. Entscheidungen sollen bis Ende April fallen.

Branchenkreisen zufolge hat neben mehreren Finanzinvestoren die Stuttgarter Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck Interesse an dem ganzen Weltbild-Konzern - den Filialen, dem Buchversand und dem Digital-Geschäft (Tolino, buecher.de) - angemeldet. Der Rivale Thalia, der dem US-Finanzinvestor Advent gehört, hat dagegen abgewinkt. Er war nur an Teilen des Filialnetzes interessiert. Auch der Verlag Bastei-Lübbe will nur Teile von Weltbild.

Weltbild hatte im Jänner Insolvenz angemeldet, nachdem die katholische Kirche überraschend den Geldhahn zugedreht hatte. Das Unternehmen war zusammen mit seinem Partner Hugendubel der zweitgrößte deutsche Buchhändler nach Thalia. Seit der Insolvenz führt Hugendubel seine rund 100 Läden allerdings wieder allein. (APA/Reuters, 20.3.2014)