Graz - Herkömmliche Crashtest-Dummies reagieren bei Kollisionsversuchen von Fahrzeugen nicht ganz wie lebende Menschen. Menschen zeigen etwa schon kurz vor einem Aufprall veränderte Muskelspannung. Experten des Grazer Forschungszentrums "Virtual Vehicle" (ViF) arbeiten an Lösungsversuchen, die Simulationen noch wirklichkeitsgetreuer zu machen.

Sekundenbruchteile vor einer Notbremsung - in der sogenannten Pre-Crash-Phase - erfolgt die Vorwärtsverlagerung des Kopfes eines Fahrzeuginsassen deutlich anders als jene von leblosen Dummies. Ein lebender Mensch nimmt die Gefahr eventuell schon im Vorfeld auf sich zukommen und kann unwillkürlich reagieren, um sich zu schützen: Nach hinten lehnen, ausweichen, die Muskel anspannen und damit seine Gelenke stabilisieren. Und diese Reaktion kann sich auf die resultierenden Verletzungen aber auch die Ergebnisse von Crash-Tests deutlich auswirken.

Neue Sicherheitssysteme

Die numerische Simulation des komplexen Verhaltens von Menschen kurz vor dem Unfall bietet hier einen Lösungsweg, meinten die Forscher um Hermann Steffan. Sie haben daher in Kooperation mit den Instituten für Fahrzeugsicherheit und Fahrzeugtechnik der TU Graz und Industriepartnern an 30 Probanden getestet und aufgezeichnet, wie sie als Beifahrer bei einem Notbremsmanöver mit 12 km/h und einem Spurwechselmanöver mit 50 km/h reagieren. Die dabei identifizierten reaktiven Bewegungsmuster wurden in ein numerisches Dummy-Modell integriert.

Der virtuelle Dummy soll nun so reagieren, wie es Menschen kurz vor dem Aufprall tun. Das entwickelte Modell sei bereits in der Lage, das kinematische Verhalten der gesamten Bandbreite von Versuchspersonen für ein Notbremsmanöver zu reproduzieren. Auch die Reaktion bei Spurenwechsel könne nachgestellt werden, teilte das ViF mit. In einem Folgeprojekt (OM4IS 2) soll das erarbeitete Modell noch eine Erweiterung erfahren. Unter den aktuellen Industriepartnern finden sich u.a. BMW, Daimler, VW und Audi, die sich durch die neu entwickelten Simulations-Modelle aussagekräftige Tools für die Entwicklung von Sicherheitssystemen im Fahrzeug erwarten. (APA, 22.3.2014)