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Ex-Flughafen-Chef Christoph Herbst verhandelte jene Verträge aus, bei denen sich sein Kollege Gabmann "angeschossen fühlte".

Foto: ap/Ronald Zak

Wien - Rasend viel Hoffnung machte Richterin Martina Straßl dem Rechtsanwalt der Flughafen Wien AG im Streit mit Ex-Vorstandsmitglied Ernest Gabmann am Donnerstag nicht. Gabmann, Ex-Vizelandeshauptmann von Niederösterreich, ist mit seinem einstigen Arbeitgeber in mehrfacher Hinsicht über Kreuz.

Er bekämpft seine vorzeitige Ablöse, und im zweiten Verfahren (in dem wurde nun im Landesgericht Korneuburg weiterverhandelt) hat er Boni für 2009 bis 2011 eingeklagt: 326.000 Euro. Die börsennotierte Flughafenbetreiberin behauptet im Gegenzug, Gabmann habe sie bei der Vermietung von Geschäftsflächen getäuscht und um zwei Mio. Euro geschädigt. Er habe seinen alten Freund Rakesh Sardana bevorzugt, die Heinemann-Gruppe (betreibt Duty Free Shops) hätte mehr Geld gebracht. Solche nachträglichen Vergleiche zu verifizieren, sei aber sehr schwierig, das müsse man konkretisieren, meinte die Richterin am Ende der Verhandlung.

In den zwei Stunden davor war Zeuge Christoph Herbst am Wort. Der Verfassungsrichter war im Flughafen-Aufsichtsrat und ab 2011 Vorstandschef. Herbst, auch diesmal mit seinem roten Rucksack unterwegs, gab bereitwillig Auskunft - und Einblick in die Flughafen-Gebräuche zur Zeit, als das Skylink-Debakel eskalierte. Für Skylink war der Ex-Politiker nicht zuständig, aber für "Retail und Gastro" - also die Einmietung entsprechender Betriebe.

Unter Gabmanns Vorgänger, Christian Domany, wäre die Heinemann-Gruppe zum Zug gekommen, Gabmann unterschrieb aber die Verträge nicht. "Das hat mich nicht erstaunt", so Herbst, "Gabmann war immer für Überraschungen gut. Und es machte keinen Sinn, mit ihm darüber zu diskutieren." Im Aufsichtsrat sei Sardana (der dann zum Zug kam und 2012 pleiteging, Anm.) immer wieder Thema im Kontrollgremium gewesen, "der Aufsichtsrat sah ihn kritisch", meinte Herbst.

Auch im Vorstand habe es Stimmen gegeben, Gabmann wolle Heinemann, mit dem sich Sardana Jahre davor überworfen hatte, "rausboxen", sagte Herbst aus.

Immer wieder habe es Gerüchte gegeben, Sardana stehe wirtschaftlich nicht auf guten Beinen. 2010 habe der Geschäftsmann, seit langem Mieter im Flughafen, dann um Stundungen gebeten - stattdessen zog der Flughafen aber ab Mai 2010 alle Umsätze aus seinen Unternehmen ein. "Als ich im Aufsichtsrat und Vorstand (bis August 2011, Anm.) war, hatte Sardana nie Rückstände", so Herbst.

Formvollendete Verträge

Ende 2010 habe er, Herbst, eigentlich alle Skylink-Mietverträge unter Dach und Fach haben wollen, schließlich drängte die Zeit. Bei Sardana dauerte es aber länger. "Irgendwann im Februar" habe ihn Gabmann, der "nicht der Schnellste und Effektivste war", gebeten, die Gespräche mit Sardana zu führen, "er selbst werde deswegen im Aufsichtsrat angeschossen". Also habe er die offenen Punkte (Kaution und Pönale) mit Sardana und dem zuständigen Abteilungsleiter geführt. Nach einem Vorstellungsgespräch unter vier Augen allerdings, "denn Sardana war auf gute Formen bedacht". Letztlich hätten er, Herbst, und sein Kollege Gerhard Schmid den Vertrag dann unterschrieben.

Ob er sich von Gabmann getäuscht fühle, fragte die Richterin. "Nein", antwortete Zeuge Herbst, "ich finde und fand sein Vorgehen in Ordnung." (Renate Graber, DER STANDARD, 21.3.2014)