Moskau - Die russische Justiz hat Ermittlungen gegen einen Journalisten eingeleitet, der in der Krim-Krise Staatschef Wladimir Putin spaßeshalber aufgefordert hatte, Militär in dessen Heimatregion Wologda zu entsenden - zum Schutz vor korrupten Behörden. Eine Sprecherin der örtlichen Staatsanwaltschaft sagte der Agentur AFP am Donnerstag, der Gouverneur der Region habe einen entsprechenden Antrag gestellt.
Roman Romanenko, Chefredakteur einer örtlichen Zeitung, hatte die sarkastische Aufforderung auf Facebook veröffentlicht. Zur Begründung erklärte er, dass dem Kreml keinerlei internationale Sanktionen drohten, wenn Soldaten dabei helfen würden, die Lebensbedingungen der Russen im Gebiet um die Stadt Wologda zu verbessern. Diese liegt 500 Kilometer nordöstlich von Moskau.
"Rechte verletzt
In dem Brief im Namen der "Bewohner der Wologda-Region" hieß es unter anderem: "Jeder hier ist russischsprachig, und unsere Rechte werden ernsthaft verletzt. (...) Unsere Kranken bekommen nicht die Medikamente und die Behandlung, die sie benötigen. Das Bildungsniveau sinkt jedes Jahr. Kinderzentren und Interessengruppen werden geschlossen, die Landwirtschaft liegt quasi am Boden."
Doch die "Besatzer", die mithilfe "betrügerischer Wahlen an die Macht gekommen" seien, täten nichts für das "eroberte Volk". Deshalb würde ein Eingreifen sehr geschätzt, hieß es weiter. Es könne auch gewährleistet werden, dass es "keinerlei Guerillakrieg gegen die Befreier" geben werde. Das Schreiben verbreitete sich rasant im Internet und erschien auch auf der Website der bekannten russischen Oppositionszeitung "Nowaja Gaseta".
Romanenko sagte AFP, Ermittler hätten ihn am Montag befragt. Die Unterhaltung sei eher "ungemütlich" gewesen - etwa so "wie der Versuch, jemandem einen Witz zu erklären, der keinen Sinn für Humor hat".
Putin hatte am Dienstag in einer Rede vor beiden Parlamentskammern vor einer "fünften Kolonne" gewarnt - eine Anspielung auf seine Kritiker. In der vergangenen Woche ordneten die russischen Behörden die Schließung von vier Kreml-kritischen Websites an. (APA, 20.3.2014)