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Die "Bobos" drücken der Stadt ihren Stempel auf.

Foto: Reuters/Platiau

Wenn beide Kandidatinnen der tausendjährigen Lichterstadt ein grünes, digitales und trendig urbanes Zukunftskleid verpassen wollen, kommt das nicht von ungefähr. Wahlentscheidend sind in Paris heutzutage die "Bobos", die jungen und freischaffenden, gut verdienenden und politisch aufgeschlossenen "Bourgeois-Bohèmes".

Diese Architektinnen und Anwälte, Künstler und Denker, Informatiker und Publizistinnen bevölkern heute fast alle Stadtbezirke von Paris. Sie vermischen sich langsam mit der gehobenen Mittelklasse - aber nicht nur mit ihr. Junge Topverdiener siedeln sich auch im ruhigen Westteil der Stadt an, rund um den Eiffelturm, die Champs-Élysées oder die Avenue Foch, wo noch das alte Bürgertum und der Geldadel regieren. Und wo noch stramm rechts gewählt wird: Der reiche Pariser Westen sorgte dafür, dass die Gaullisten unter Jacques Chirac und Jean Tiberi bis 2001 den Bürgermeister stellten.

Noch mehr Bobos siedeln sich aber im Osten an, etwa in den Vierteln um die Bastille oder die Place de la République, dort, wo sich einst das "rote" Paris aus Immigranten, Intellektuellen und Handwerkern drängte (Arbeiter und Arbeitslose wohnen seit langem in der Banlieue).

Mehr denn je gilt heute der geografische Mittelteil von Paris als wahlentscheidend. Im 9. und 10., aber auch 14. oder 15. Arrondissement lebten einst die Pariser Kleinbürger; heute sind es junge Familien, die sich in Dreizimmerwohnungen drängen, oder gut situierte Bobos.

Nicht zufällig leben und kandidieren Nathalie Kosciusko-Morizet im 14. und Anne Hidalgo im 15. Arrondissement. Dort wird der Wahlkampf von Haus zu Haus, Tür zu Tür betrieben, dort geht es ums Ganze. (brä/DER STANDARD, 21.3.2014)