Scharfe Kritik an ORF-TV-Chefredakteur Werner Mück kommt von SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer. In der ORF-Berichterstattung werde "dem Regierungsdruck nachgegeben", und "in vielen sensiblen Fragen wird die politische Gesinnung des Hauptverantwortlichen Mück sichtbar", so Gusenbauer in der Illustrierten "tv-media". ORF-Informationsdirektor Gerhard Draxler wies die Kritik am Dienstagabend in einer Aussendung zurück.

Zeitplan der Sommergespräche

Gusenbauer stößt sich auch am Zeitplan der ORF-"Sommergespräche". "Dass das politische Absicht ist, die Gespräche mit den Oppositionsführern in den August hineinzuschieben, die Regierungsparteien hingegen im September, wo die Menschen wieder im Land sind, antreten zu lassen, liegt auf der Hand." Dazu Draxler: Die Termine seien wie üblich mit den vier Parteien vereinbart worden, auch die "aufsteigende Reihenfolge" sei seit Jahren Usus. "Im Vergleich zum Vorjahr erfolgte der Start der 'Sommergespräche' heuer sogar eine Woche später. Alle vier Gespräche finden im Sommer statt."

Gusenbauer für Novellierung des ORF-Gesetzes

Gusenbauer plädiert in "tv-media" für eine Novellierung des ORF-Gesetzes. Dabei sollten "stärkere Anleihen bei der englischen BBC" genommen werden, "weil diese dem öffentlich-rechtlichen Auftrag in einem hohem Maß gerecht wird". Den ORF-Stiftungsrat könnte man "von allen Österreichern wählen lassen", so eine Überlegung des SPÖ-Chefs.

Thurnher: ORF verkomme zur Beschwichtigungsanstalt

Kritik an Chefredakteur Mück kam am Mittwoch auch von anderer Seite. "Mit ihm (aber nicht allein durch ihn) verkommt der ganze ORF zur Beschwichtigungsanstalt", klagte "Falter"-Chef Armin Thurnher im Leitartikel der Wochenzeitung. Der öffentlich-rechtliche Sender trete als "Dienstleister der Regierung" auf. (APA)