Wien - Die Stadt Wien zeichnet besonders verdiente Bürger nach ihrem Ableben mit einem Ehrengrab am Zentralfriedhof aus. Bis vor kurzem galt dies auch für den vom NS-Regime hoch dekorierten Luftwaffenmajor Walter Nowotny, dem diese Ehre nach seinem Tod am 8. November 1944 für mehr als 250 Abschüsse alliierter Flugzeuge im Zweiten Weltkrieg zuteil wurde. Vergangenen Mai hob der Wiener Gemeinderat die Ehrengrab-Widmung auf. Rechtsextreme Kreise planen deshalb am kommenden Samstag eine Protestkundgebung.

Der Antrag zur "längst überfälligen" Aufhebung kam vom Grünen Gemeinderat David Ellensohn. Andere Ehrengräber wie etwa jenes der Widerstandskämpferin Rosa Jochmann würden durch die Grabstätte des NSDAP-Mitglieds Nowotny "geradezu entehrt", meinte er am 23. Mai im Stadtparlament. Beschlossen wurde die Aufhebung zusammen mit der SPÖ. Eine Person, die sich eindeutig zu einem verbrecherischen Regime bekannt habe, dürfe keinesfalls mit den anderen per Ehrengrab Ausgezeichneten gleichgesetzt werden, betonte SPÖ-Gemeinderat Michael Ludwig. Auf Grund des Beschlusses kümmert sich die Gemeinde nicht mehr um die Pflege des Grabes.

NSDAP-Mitglied

Nowotny, am 7. Dezember 1920 in Gmünd geboren, scheint in den Unterlagen des Berliner Document Center als NSDAP-Mitglied mit der Nummer 6,382.781 auf. Als Aufnahmedatum ist der 1. Mai 1938 angeführt, Nowotny war zu diesem Zeitpunkt also 17 Jahre alt. Nach Angaben des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW) berichtete zudem der "Völkische Beobachter" am 16. November 1944 in seiner Wiener Ausgabe, Nowotny sei anlässlich seines Begräbnisses dafür gewürdigt worden, dass er "als junger Führer der Hitler-Jugend trotz aller Verfolgungen in der Verbotszeit begeistert und unentwegt Adolf Hitler die Treue hielt".

Heftiger Protest gegen die Aberkennung kam von der FPÖ. Ihr nicht amtsführender Stadtrat Johann Herzog bezeichnete Nowotny im Gemeinderat als "hervorragenden Soldaten". Die Aberkennung sei eine "Missachtung der Kriegsgeneration". Nowotny sei nach Angaben seiner Familie keineswegs Mitglied der NSDAP gewesen, so Herzog. Außerdem habe ihm das offizielle Nachkriegs-Österreich über viele Jahre "keineswegs die Achtung versagt".

"Ewig ist der Toten Tatenruhm"

Bestätigt sah sich Herzog, als Nowotnys Grab - es ist mit der Aufschrift "Ewig ist der Toten Tatenruhm" geschmückt - Ende Juli durch die aufgesprühte Aufschrift "Mörder" geschändet wurde. Erst durch den "barbarischen Akt" der Aberkennung der Ehrengrabwidmung für den "berühmtesten österreichischen Jagdflieger des 2. Weltkrieges" sei es dazu gekommen, dass "gewaltbereite Linksextremisten ihrem schändlichen Treiben" freien Lauf lassen, meinte er in einer Aussendung.

Auch die ÖVP stimmte dem Antrag der Grünen nicht zu. Seine Fraktion sei zwar keineswegs gegen die Aufhebung des Ehrengrabs, beteuerte VP-Gemeinderat Bernhard Görg, und man wolle alles, nur keinen "Beifall von der falschen Seite". Es müssten aber einheitliche Kriterien für den Umgang mit Auszeichnungen aus der NS-Zeit geschaffen werden. Die von der ÖVP in diesem Zusammenhang geforderte Einsetzung einer Experten- und Historikerkommission wird im Herbst Thema des Kulturausschusses des Gemeinderats sein.

Bedenktafel

Nowotnys Grab dürfte jedenfalls auch künftig an seinem Platz Nummer 12 in der Ehrengräbergruppe 14 C verbleiben. Die von den Grünen gewünschte Verlegung war nicht Gegenstand des Gemeinderatsbeschlusses. Nach Ansicht von Rathaus-Juristen wäre dies auch rechtlich schwierig, weil die letzte Ruhestätte Nowotnys als Kriegsgrab unter besonderem Schutz steht. Offen ist noch, ob neben dem Grab eine ebenfalls von den Grünen angeregte "Bedenktafel" aufgestellt wird. (APA)