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Glass ist laut Google nicht nur für gut betuchte Kunden.

Foto: Reuters/CARLO ALLEGRI

Erst vor kurzem hat Google versucht, mit Benimmregeln die Testnutzer ("Explorer") seiner Datenbrille zu schulen und so auf anhaltende Bedenken in der Bevölkerung zu reagieren. Jetzt veröffentlicht der Konzern eine Liste, um mit den gängigsten Mythen rund um das Gerät aufzuräumen: "Während wir durch die Aufmerksamkeit geschmeichelt sind, dachten wir, es würde Sinn machen, darauf zu reagieren. Nur einmal, um reinen Tisch zu machen."

Ablenkung von der echten Welt und "always on"

Glass sei grundsätzlich ausgeschaltet und nur verfügbar, wenn man es wolle. Vergleichbar mit einem Handybildschirm, der auch nur bei Bedarf eingeschaltet werde. Die Videoaufnahme ist laut Google standardmäßig auf zehn Sekunden eingestellt. Längere Aufnahmen seien möglich, jedoch keine "Always on"-Aufnahmen, weil der Akku nur 45 Minuten halte. Der Konzern vergleicht das Aufnahmeverhalten der "Explorer" mit dem von Smartphone-Nutzern.

Gesichtserkennung und technische Ausgereiftheit

Entgegen anderen Annahmen sei der Bildschirm von Glass über dem rechten Auge und nicht direkt vor, oder auf ihm. Auch eine Gesichtserkennung sei nicht integriert. Zwar verweist Google auf die technische Machbarkeit, aufgrund von Feedback sei man aber zu dem Schluss gelangt, es zu unterlassen. Eigenen Angaben zufolge will Google auch verhindern, dass solche Programme im App-Store von Glass erscheinen, bis man sich "mit den vielen Schwierigkeiten, die mit einem solchen Feature einhergehen, eingehend beschäftigt" habe.

Die Datenbrille sei immer noch ein Prototyp und auf Feedback angewiesen. In den vergangenen elf Monaten wurden neun Software- und drei Hardwareupdates durchgeführt. Google hofft, dass der Prototyp irgendwann ähnlich belustigend aussehe wie heute die frühen Mobiltelefone aus den 80er-Jahren.

Nur für Wohlhabende und Techniknerds?

Der Prototyp kostet 1.500 Dollar (rund 1.100 Euro), und Google ist klar, dass das außerhalb des Budgets der meisten Leute liegt. Man verweist aber darauf, dass die bisherigen Nutzer nicht alle aus einem wohlhabenden Umfeld kommen würden. Bei manchen habe der Arbeitgeber dafür bezahlt, andere hätten Geld auf Crowdfunding-Seiten gesammelt, und wieder andere hätten sie geschenkt bekommen. Die "Explorer" würden aus unterschiedlichen Lebenssituationen stammen und verschiedenste Berufe ausüben.

Überwachung, Verbote und Privatsphäre

Für geheime Spionagevorgänge gäbe es laut Google bessere Geräte als Glass, die nicht so offensichtlich erkennbar seien. Bedenken bezüglich des Schutzes der Privatsphäre relativiert das Unternehmen und verweist auf die Geschichte der Kameras: Als diese aufkamen, sei bereits das Ende der Privatsphäre ausgerufen worden. Sie seien daraufhin an vielen öffentlichen Orten verboten worden. Ähnliches sei geschehen, als die ersten Handys mit Kamerafunktion zugänglich wurden. In diesem Zusammenhang seien Regeln und Umgangsformen ausgehandelt worden. Glass sei auch hier mit Handys vergleichbar. (jbu, derStandard.at, 21.3.2014)