Brüder: Marcel Mohab (li.) und Manuel Rubey in "High Performance".

Foto: Diagonale

Graz - In seiner Firma, erzählt der Unternehmer, habe er regelmäßige Evaluierungen der Manager durch deren Mitarbeiter eingeführt. Ihn selbst habe dies eingeschlossen - als er in der Bewertung auf unter 80 (von 100) Punkten abrutschte, habe er sich aus dieser Funktion zurückgezogen.

Der Titel von Elisabeth Scharangs jüngster Kinoarbeit beschreibt diesen Vorgang noch etwas radikaler: Kick Out Your Boss heißt sie. Während sich zuletzt etliche Dokumentarfilme mit zeitgenössischen Arbeitswelten, ihren Herrschafts- und Kontrollmodellen und mit der Zurichtung der Belegschaften beschäftigten, interessiert sich Scharang für Alternativen in Sachen Betriebsorganisation und Unternehmenskultur. Dass ein hippes Designunternehmen wie En Garde in Graz flache Hierarchien praktiziert und sich das Team mittags zum Pastaessen versammelt, damit mag man noch rechnen. Aber auch das Maschinenbauunternehmen Semco in São Paulo funktioniert nach dem Prinzip der Partizipation.

Scharang nähert sich dem Thema als (aus dem Off) fragende Beobachterin. Die Regisseurin war auch ihre eigene Kamerafrau. Die Bilder haben etwas Notizenhaftes, manchmal auch Ungestaltetes, mit der Zeit verdichten sich die da und dort gemachten Beobachtungen. Auch im Kino geht es eben im besten Sinn um Partizipation.

Johanna Moders Langfilmdebüt High Performance erzählt von den Zwiespältigkeiten moderner Lebens- und Arbeitswelten dagegen in Form einer Komödie. Marcel Mohab verkörpert Daniel, den Helden des Films, der sich als Off-Theater-Performer durchs Leben wurschtelt. In seiner Familie wird er ob seines Boheme-Daseins belächelt, sein geschmeidiger Bruder (Manuel Rubey), ein erfolgreicher Manager, genießt dagegen alle Aufmerksamkeit.

High Performance lebt von der Wechselwirkung der Perspektiven auf konträre Milieus, welche zwar überspitzt gezeichnet sind, aber dabei ihren Bezug zur Realität nicht verlieren. Als Daniel im Auftrag seines Bruders mehr über dessen Mitarbeiterin Nora (Katharina Pizzera) in Erfahrung bringen soll, gerät er zwischen alle Fronten: Von der Anziehung zu der jungen Frau, der Verpflichtung gegenüber seinem Bruder und Gewissensbissen überfordert, tappt er von einer Kalamität in die nächste. Moder hält den Film in Balance, sucht nicht die naheliegendsten Lösungen und fertigt so eine Komödie, die in ihrer Ausgewogenheit im heimischen Kino Seltenheit hat.

(Dominik Kamalzadeh/Isabella Reicher, DER STANDARD, 22.3.2014)