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Der Schwarm hat auch in Finanzierungsangelegenheiten einen gewissen Charme. Die Frage des Risikos bleibt umstritten.

Foto: Reuters/Hildebrand

Zur EU-weiten Galionsfigur für Crowdfunding erklärte EU-Kommissar Michel Barnier kürzlich in Wien den widerborstinge Waldviertler Heini Staudinger. Staudinger hatte von Privaten mehr als drei Millionen Euro eingesammelt und den Anlegern im Gegenzug eine fixe Verzinsung versprochen. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) sah darin ein konzessionspflichtiges Bankgeschäft und verdonnerte Staudinger - mangels Banklizenz - zu einer Geldstrafe. In Österreich wird Crowdfunding, also das Einsammeln von kleinen Geldbeträgen von zahlreichen Investoren zur Finanzierung eines Unternehmens, heftig diskutiert. Viel Geld wird damit aber nicht umgesetzt.

Nur 1,2 Mio. Euro wurden im Vorjahr über Crowdfunding von Firmen in Österreich aufgenommen - die heimischen Banken geben laut Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner  monatlich das 5.000-Fache an Krediten. In der EU leihen sich Unternehmen derzeit jährlich etwa eine Milliarde Euro auf diese Weise. Die EU-Staaten haben in der Vergangenheit ihre eigenen Regeln aufgestellt.

Risiko zu hoch

In Österreich geht es in der derzeitigen Phase der Diskussion darum, das Risiko für den Investor einzugrenzen. Das geschieht jetzt insbesondere über die Prospektpflicht, also eine ausführliche Informationspflicht bei Projekten ab 250.000 Euro. Hierzulande wurde von den Grünen vorgeschlagen, das Risiko beim Anleger einzugrenzen, also den Betrag zu beschränken, den man ins Crowdfunding investieren darf.

Die Prospektpflicht macht die Finanzierung von Projekten deutlich teurer. Die EU würde es erlauben, Investitionen bis zu 5 Mio. Euro von der Prospektpflicht zu befreien. So "mutig" sind aber nur Großbritannien und einige baltische Staaten. Österreich liegt mit seiner Grenze im Mittelfeld.

EU springt auf

Jetzt will es offenbar auch die Europäische Union den Unternehmen leichter machen, im Internet Geld einzusammeln. Das könnte über ein Qualitätslabel und möglicherweise über staatliche Hilfen erfolgen.  In einem Papier, das Reuters vorliegt und das angeblich nächste Woche veröffentlicht werden soll, unterstreicht die EU-Kommission das Potenzial der "Schwarmfinanzierung".

"Crowdfunding ist eine wichtige Finanzierungsquelle für jährlich eine halbe Million europäischer Projekte, die andernfalls womöglich nicht hätten verwirklicht werden können", heißt es in dem EU-Dokument. Daher soll dieses Jahr in zwei Studien untersucht werden, wie Crowdfunding genutzt wird und welches Potenzial es für die Finanzierung von Forschung und Entwicklung hat. (red, derStandard.at, 21.3.2014)