Bild nicht mehr verfügbar.

Hannes Haas forderte eine Reform der Presseförderung.

Foto: APA/Neubauer

Er verstarb im Alter von 57 Jahren.

Foto: IPKW

"Gescheit und witzig", so beschrieb ihn vor kurzem eine Kollegin, die ihn auch als Studentin und als Betreuer ihrer Diplomarbeit kannte. Hannes Haas war keiner, der seine Meinung unbedingt durchsetzen wollte, er argumentierte differenziert und konnte zuhören. Trotz fachlicher Kompetenz wurde der Kommunikationswissenschafter selten zu Podiumsdiskussionen oder anderen Branchenevents eingeladen, weil er im Gegensatz zu anderen Kollegen - auch am Publizistikinstitut - keiner war, der inszenierten Streit suchte. Er war auffällig uneitel - und das in einer Branche und einem Land, wo mehr Wert auf Schein denn Sein gelegt wird.

Haas, der 1957 in Leonding bei Linz geboren wurde und dort aufgewachsen ist, wusste nicht nur theoretisch Bescheid. Er arbeitete selbst als Journalist im Landesstudio Oberösterreich, ehe er sich ganz auf die Wissenschaft einließ. Die Lehre war ihm ein Anliegen, das Vermitteln von Inhalten - durchaus mit trockenem Humor. Er betreute mehr als 700 Abschlussarbeiten am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Wien. Auch unter den Journalisten des Standard sind viele, die ihn aus ihrer Studienzeit kennen und schätzen - als Mentor und Mutmacher.

Haas war ein leiser, beharrlicher Kämpfer für Qualitätsjournalismus, was sich auch 2013 in seinem Gutachten für das Bundeskanzleramt zur Evaluierung der Presseförderung zeigte. Seiner Meinung nach sollten journalistische Inhalte der Gradmesser sein.

Haas war Gründungs- und Vorstandsmitglied der Initiative Qualitätsjournalismus und ab 2008 Leiter der Theodor-Herzl-Dozentur zur Poetik des Journalismus, die er von seinem Vorgänger als Institutsvorstand, Wolfgang Langenbucher, übernommen hatte. Die Herzl-Dozentur beschrieb er als "nachhaltiges Statement für das Gelingen von Qualitätsjournalismus", das "dem journalistischen Nachwuchs Mut machen" soll. Er fragte mich Anfang 2013, ob ich die Herzl-Dozentur übernehmen wolle. Aus unseren Gesprächen sind mir viele Anregungen in Erinnerungen geblieben.

Sein Vorwort zu dem Buch mit den Herzl-Vorlesungen war einer der letzten Texte, den meine Großmutter vorgelesen bekam, ehe sie Anfang Februar an Krebs starb. Einen Monat später die Todesnachricht von Hannes Haas - mit 57 Jahren. Vor zwei Wochen hatte er noch eine E-Mail geschrieben: "Geht mir gar nicht gut ... Widersprüchliche Befunde, hoffentlich Klarheit am Montag." Die Klarheit brachte der Befund Lungenkrebs.

Dabei hatte der Musikfan, auf den die Beschreibung warmherzig zutrifft, noch so viele Pläne. Mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen, auf die er so stolz war, war er im Jänner in Berlin und wollte bald wiederkommen, um auch Potsdam zu besuchen. Er wird nicht nur seiner Familie fehlen, sondern auch der Medienbranche als einer, der sich und andere für guten Journalismus begeistern konnte. (Alexandra Föderl-Schmid, DER STANDARD, 24.3.2014)