Wien - Wiener Forscher haben ein Bakterium entdeckt, das in die Schaltzentrale von Zellen gelangt. Die Bakterien haben offensichtlich die Abwehrsysteme ihrer Wirtszellen übergangen und direkt die Zellkerne infiziert, wo sie sich vermehren, schreiben die Forscher um Matthias Horn vom Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung der Universität Wien im Fachblatt "ISME Journal".

Sie gaben der Spezies den Namen Nucleicultrix amoebiphila, da das Bakterium einzellige Amoebozoa befällt. Anscheinend zwar ohne diesen zu schaden, dennoch erklärten die Forscher: "Dieser direkte Angriff auf die Schaltzentrale von höher entwickelten Zellen birgt ein großes Potenzial, den Wirt zu manipulieren." So könnten die noch kaum erforschten Bakterien etwa beeinflussen, welche Gene in den Wirtszellen angeschaltet werden. Sie wären im Zellkern auch vor verschiedenen Abwehrmechanismen geschützt und würden bei einer Zellteilung automatisch an die Nachkommen weitergegeben.

Als die Forscher die Datenbanken durchstöberten, fanden sie heraus, dass solche Bakterien offenbar gar nicht so selten sind: "Verwandte Mikroorganismen konnten in einer Vielzahl an Umweltproben aufgespürt werden." Sorge müssten uns Nucleicultrix und seine Verwandten dennoch nicht bereiten: Bisher lägen keine Hinweise auf eine Bedeutung dieser Bakterien als Krankheitserreger vor, so Horn. (APA/red, derStandard.at, 23. 3. 2014)