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Der gestohlene Lkw mit radioaktivem Material in Mexiko sorgte für Schlagzeilen. Nach dem Fund sicherte die Polizei das Areal.

Foto: Reuters/Romero

Ein Lkw-Diebstahl in Mexiko sorgte Anfang Dezember für weltweite Schlagzeilen. Der Lastwagen sollte radioaktives Material, genauer ein mit Kobalt 60 betriebenes Gerät zur Krebstherapie, von einem Krankenhaus zu einem Zentrum für radioaktive Abfälle transportieren. Irgendwo auf dem Weg nahe Mexiko-Stadt verschwand das Fahrzeug. Einen Tag lang herrschte Unsicherheit, bis die Polizei den Wagen fand. Die Diebe hatten gar nicht gewusst, was sie gestohlen hatten.

So glimpflich der Vorfall in Mexiko ausgegangen ist, so groß ist die Angst vor ähnlichen Aktionen, mit denen Terrorgruppen versuchen könnten, gezielt an das gefährliche Material heranzukommen. Mit dem Inhalt des Lkws hätten sie zwar keine Atomwaffe bauen können, aber eine "schmutzige Bombe", also einen Sprengkörper, bei dem radioaktives Material mit konventionellem Sprengstoff kombiniert wird.

Die Initiative, nukleares und radioaktives Material sicherer zu machen, geht von US-Präsident Barack Obama aus. In seiner Rede in Prag 2009 hatte er nuklearen Terrorismus als "eine der größten Bedrohungen für die internationale Sicherheit" bezeichnet. 2010 fand in Washington der erste Gipfel zur Atomsicherheit statt, 2012 in Seoul der zweite.

Wie groß die Herausforderung ist, zeigt eine Datenbank der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien, an der sich derzeit 125 Staaten freiwillig beteiligen. Die Incident and Trafficking Database, kurz ITDB, listet für 2013 allein 146 Vorfälle auf, in denen nukleares und radioaktives Material gestohlen, geschmuggelt, unsachgemäß entsorgt wurde oder verlorengegangen ist. Seit Anfang 1993 waren es 2477 Fälle.

Nicht alle davon haben einen kriminellen Hintergrund. Für das Jahr 2013 benennt die IAEA sechs Fälle von "unautorisiertem Besitz und damit zusammenhängenden kriminellen Aktivitäten"; 47 der Vorfälle beziehen sich auf Diebstahl oder Verlust. In den meisten Fällen, sagt IAEA-Vizegeneraldirektor Denis Flory, handele es sich um kleine Mengen radioaktiven Materials. Aus den Daten schließt die Organisation, dass "ungesichertes nukleares und radioaktives Material weiter verfügbar ist" .

Zwar erkennen alle Staaten die Bedrohung an - von verbindlichen Regeln ist man aber noch weit entfernt. Auch in Den Haag setzt man daher vor allem auf Initiativen, in denen sich Staaten auf freiwillige Maßnahmen verpflichten, wie Abbau von Nuklearmaterial, Einhaltung von IAEA-Richtlinien, Trainingsmaßnahmen.

Österreich zählt nicht zu den 53 Staaten, die am Gipfel teilnehmen. Aus dem Außenministerium heißt es dazu, Österreich habe kein Atomprogramm, und von Wien gehe schließlich auch keine Bedrohung aus. (raa/DER STANDARD, 24.3.2014)