Wien - Auf die Frage aus dem Publikum, ob er Kultur- auch als Ideologiepolitik sehe, ging Josef Ostermayer nicht konkret ein: Der neue Kulturminister präsentierte sich bei einer Matinee am Sonntagvormittag in der Garage X am Petersplatz als Pragmatiker mit Verantwortungsgefühl. Eine Antwort war auch gar nicht nötig. Denn der Sozialdemokrat hatte sich zuvor für die Autonomie bei der Spielplangestaltung beziehungsweise die Befassung von Fachbeiräten bei Förderfragen ausgesprochen.

Entgegen der Ankündigung waren die Schriftstellerin Angelika Reitzer, der Architekt Wolf D. Prix und der Medienkünstler Gerfried Stocker nicht "Im Gespräch" mit dem Minister: Sie fungierten bei dessen erster öffentlichen Sprechstunde, zu der die Österreichische Gesellschaft für Kulturpolitik geladen hatte, eher als Stichwortgeber - und Ostermayer sprach in den gesteckt vollen Saal, ohne irgendetwas zu versprechen. Auf fünf Jahre Krisenbewältigung werden nun, meinte er, fünf weitere magere Jahre folgen.

Er machte daher jede Hoffnung auf eine (kostenlose) Künstlersozialversicherung zunichte. Wie schon bisher werde es bloß einen Zuschuss geben können, allerdings soll der Zugang zum Künstlersozialversicherungsfonds erleichtert werden.

Enttäuschen musste Ostermayer auch die Filmschaffenden. Denn der ORF sei in der Gebarung unabhängig, er könne daher nicht verpflichtet werden, 20 Prozent der Gebühren für die Filmproduktion zu verwenden. Möglichkeiten gebe es nur im Rahmen des Filmfernsehabkommens; Ostermayer zeigte sich zuversichtlich, dass es nicht zu einer Halbierung der Mittel kommen werde.

Deutsches Vorbild

Drittes großes Thema war natürlich die Festplattenabgabe. Er habe kürzlich seine deutsche Kollegin Monika Grütters darauf angesprochen, erzählte Ostermayer. Und diese soll eher verdutzt gewesen sein. In Deutschland gibt es diese Vergütung für schöpferische Leistung bereits seit 2008. Ostermayer bezeichnete die Speichermedienabgabe - wie schon vor Wochen im Gespräch mit dem Standard - als die "realistischste Variante", auch wenn es noch vieler Überzeugungsarbeit bedürfe.

Gerfried Stocker, Leiter der Ars Electronica, zeigte sich überzeugt, dass es dem Minister als exzellentem Verhandler gelingen werde, den "gordischen Knoten" zu zerschlagen. Die Notwendigkeit liege auf der Hand: "Kreativität ist der Rohstoff der Zukunft." (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 24.3.2014)