Die Wohnzimmerpiloten können von kleinen Passagiermaschinen über...

Foto: X-Plane

...Linienflieger, wie der beim Malaysia-Flug eingesetzten Boeing 777, bis hin zu...

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...Space Shuttles in die verschiedensten Cockpits einsteigen.

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Der Verbleib des Malaysia-Airlines Flug Nummer 370 und der Boeing 777-Maschine beschäftigt seit über zwei Wochen die Weltöffentlichkeit. Während weiter nach dem Verbleib und möglichen Absturzort des Fliegers gesucht wird, erfährt man auch immer mehr zum Piloten, der an jenem 8. März von Kuala Lumpur nach Peking aufgebrochen war.

Zaharie Ahmed Shah galt als erfahrener Pilot und er hatte nicht nur beruflich mit Luftfahrt zu tun. Wie die New York Times berichtet, verbrachte er auch große Teile seiner Freizeit im Cockpit, allerdings im virtuellen. Er war Teil einer Community aus hunderttausenden Menschen, die sich täglich über die Wolken des digitalen Globus begeben.

Virtuelle Luftfahrtorganisationen

Die Ausstattung reicht dabei vom einfachen PC bis hin zu kostspieligen, aufwendigen Anlagen zur immersiven Nachbildung einer realen Pilotenkabine. Geflogen wird von der kleinen, einmotorigen Cessna über große Linienflieger und Transportmaschinen bis hin zu Kampfjets und Space Shuttles praktisch alles, was Flügel hat.

Die zwei wohl größten Spielergemeinschaften sind die International Virtual Aviation Organisation (IVAO) und das Virtual Air Traffic Simulation Network (VATSIM), dessen Nutzerzahlen mit 150.000 bzw. 100.000 Usern angegeben wird. Diese absolvieren von halbstündigen Kurzstreckenflügen bis hin zu 14-Stunden-Reisen um die halbe Welt alles, was der Flugplan hergibt. Auch im deutschsprachigen Raum wird eifrig geflogen, am 29. März steigt in München die mittlerweile zwölfte deutsche Flugsimulatoren-Konferenz.

MS Flight Simulator und X-Plane

Die Hobbypiloten nutzen für ihre Flüge hauptsächlich den Microsoft Flight Simulator oder X-Plane. Zusätzliche Software ermöglicht es, ihre Flüge online einzuspeisen und mit anderen Spielern zu kommunizieren. Mit Add-ons wird der Umfang um bessere Grafiken und neue Flugzeuge erweitert.

Die Cockpits sind detailgetreu nachgebildet, die abgebildeten Schalter auch benutzbar. Besonders ambitionierte Piloten können sich selbst mit Schlechtwetter und anderen Herausforderungen konfrontieren.

Fliegen nach Plan

Organisiert sind die Kapitäne in virtuelle Airlines, die oft real existierende Linien abbilden. Der Feuerwehrmann Mark Hubbert blickt mittlerweile auf über 5.000 Flugstunden in großen Transportfliegern für FedEx Virtual Cargo zurück. Die größte Linie dürfte Delta Virtual Airlines sein, wo mittlerweile 2.000 aktive Piloten angeheuert haben. Sie fliegen die gleichen Strecken wie das echte Unternehmen, Delta Airlines, manchmal auch zu den gleichen Zeiten.

 

Kein Ersatz für echtes Fliegen

Ahmed Shah, der auch virtuell in einer Boeing 777 verkehrte, war in seiner Community sehr bekannt, da er viel Zeit darin investierte, Enthusiasmus für die Luftfahrt und Flugsimulatoren zu schüren. Als Übung ist das Computer-Cockpit auch durchaus praktisch, sagen Profis. Ersetzen können sie reale Flugstunden freilich nicht, es erlaubt jedoch Enthusiasten, der von Reinhard Mey besungenen Freiheit gefahrlos und ohne Pilotenschein in den eigenen vier Wänden zu fröhnen. (gpi, derStandard.at, 24.03.2014)

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