Was haben "Occupy", die spanischen "Indignados" und der "Arabische Frühling" gemeinsam? Was verbindet die Demokratiebewegung im Iran mit dem Kampf in Syrien? Everyday Rebellion ist ein Dokumentarfilm und Crossmedia-Projekt, das den zivilen Ungehorsam feiert und die Kraft und Vielfalt der kreativen, gewaltlosen Protestmethoden weltweit miteinander in Verbindung setzt.

Bild: Die österreichische Fotografin Olivia Wimmer (olivve.com) hat die Bilder, die an der Wand des besetzten Hauses in Istanbul kleben, gemacht.

Foto: everydayrebellion.net

Die iranischen Filmemacher und Brüder Arash T. Riahi und Arman T. Riahi sind aufgrund der Tatsache, aus einer politisch verfolgten Familie zu stammen, mit der Idee des politischen und gewaltlosen Widerstands vertraut. Für ihr erstes gemeinsames Projekt "Everyday Rebellion" haben sie eine Plattform aufgebaut, die als permanent wachsende Inspirationsquelle dienen soll. Auf derStandard.at veröffentlichen sie ausgesuchte Videos und Hintergrundinfos zu gewaltlosen Protest-Aktionen.

Foto: Nela Märki

Vor einigen Wochen haben wir die Gezi AktivistInnen in Istanbul besucht und in ihrem besetzten Haus eine spontane Vorstellung unseres Dokumentarfilms "Everyday Rebellion" gemacht. Anschließend erklärten sich einige AktivistInnen bereit, von ihren Erfahrungen für die Everyday-Rebellion-Plattform zu berichten und ihre Tipps und Tricks der Welt zu verraten.

Eine von ihnen ist Ceren Akyos, die der Frage nachgeht: Worauf ist bei der Besetzung eines Hauses zu achten? Die Gezi-Park-Aktivistin berichtet im Video von ihren Erfahrungen in Spanien und die Adaptation dieser Erfahrungen in der Gezi Bewegung.

Nachdem das halbfertige Gebäude auf der asiatischen Seite von Istanbul fast 20 Jahre leer gestanden war, wurde es im Zuge der Blütezeit der selbstorganisierten Diskussionsforen der Gezi Park Proteste von einer Gruppe von AktivistInnen besetzt.

Der Bauunternehmer hatte das Gebäude an fünf verschiedene Familien gleichzeitig verkauft! Nach der Einführung des Sanierungsgesetzes (zum Schutz der Gebäude vor Erdbeeben), das den Bau ins Stocken gebracht hatte, floh der Bauunternehmer außer Landes. Seit einiger Zeit werden die Räumlichkeiten von den Gezi AktivistInnen als Gemeinschaftszentrum "Do Kişot Sosyal Merkezi" genutzt. Die AktivistInnen machen das Haus durch die gemeinschaftliche Hilfe der Nachbarn immer bewohn- und benutzbarer.  

"Wem gehört eigentlich die Stadt?"

Im Zuge des globalen Inside Out Projects des französichen Künstler's JR veranstaltete die österreichische Fotografin Olivia Wimmer im November 2013 einen Fotoworkshop im Squat. Gemeinsam wurden über 200 Portraits der Menschen des Viertels fotografiert, welche als Poster in der gesamten Nachbarschaft verteilt und aufgeklebt wurden. Das Projekt zielte auf die Rückeroberung des öffentlichen Raumes ab, dem Sichtbarmachen der Frage "Wem gehört eigentlich die Stadt?". 

Im Rahmen des IF Istanbul Festivals wurde "Everyday Rebellion" schließlich landesweit gezeigt, etwa 10.000 ZuseherInnen konnten den Film sehen und über Skype mit uns Filmemachern diskutieren. Nach den Kommunalwahlen, die Ende März anstehen, werden von den AktivistInnen landesweite Proteste erwartet. Mitte April wird sich das Filmteam wieder in Istanbul treffen und einen Workshop zu folgender Frage abhalten: Wie kann man mit dem bei Protesten aufgenommenen Filmmaterial umgehen? (Arash und Arman T. Riahi, derStandard.at, 18. März 2014)