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"Dr. Copper" hat keine guten Nachrichten.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Wien - "Dr. Copper" hat eine Hiobsbotschaft für die Weltwirtschaft. Weil Kupfer in vielen Industrien verwendet wird und der Preis daher Aussagen über die künftige Konjunkturlage erlaubt, nennen US-Analysten das Metall gerne "Dr. Copper". Steigende Preise signalisieren einen kommenden Wirtschaftsaufschwung, fallende eine Rezession. Aktuell zeigt der Kupferpreis als vorausschauender Wirtschaftsindikator nichts Gutes an. Seit Jahresbeginn hat sich das Industriemetall um knapp 13 Prozent verbilligt.

Der Abschwung am Kupfermarkt hat allerdings viel mit China zu tun: Rund 40 Prozent der weltweiten Nachfrage nach Kupfer stammen aus China, wo das Wachstum in diesem Jahr auf sieben oder 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr fallen dürfte - den niedrigsten Stand seit den 90er-Jahren. Da verheißen enttäuschende Wirtschaftsdaten - am Montag vom Einkaufsmanagerindex der britischen Bank HSBC - wenig Besserung. Die Stimmung in den Chefetagen chinesischer Unternehmen hat sich erneut verschlechtert und nahm im März den dritten Monat in Folge ab und fiel auf den niedrigsten Stand seit acht Monaten.

Spekulation

Doch China drückt auch anders auf den Kupferpreis. Denn in dem Land wird kräftig mit dem Industriemetall spekuliert, weil das Metall als Sicherheit für zinsgünstige Kredite gebraucht wird. Damit sagt der Preis aber weniger über die Weltwirtschaft aus, als über den chinesischen Finanzmarkt, der wegen einer strafferen Geldpolitik unter Strom steht.

Tatsächlich weisen außerhalb von China die Wirtschaftsindikatoren tendenziell nach oben. Die US-Notenbank will ihre milliardenschweren Geldspritzen für die Konjunktur zurückfahren. Und in der Eurozone liegt der Einkaufsmanager-Index bei 53,2 Punkten und deutet damit weiter Expansion an. Zwar ist das Barometer, das vom Markit-Institut mithilfe einer Umfrage unter 4000 Unternehmen durchgeführt wird, um 0,1 Punkte gefallen. Aber das Barometer hielt sich den neunten Monat in Folge über der Marke von 50 Zählern, ab der Wachstum signalisiert wird. Damit könnte das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal mit 0,5 Prozent so stark zugelegt haben wie seit fast drei Jahren nicht mehr, sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. "Deutschland dürfte erneut Spitzenreiter innerhalb der Eurozone werden."

In Deutschland verbreitet auch die Bundesbank Optimismus. Volle Auftragsbücher und ein florierendes Baugeschäft sorgen laut deren Ökonomen für einen Wachstumsschub der deutschen Wirtschaft zu Jahresbeginn. Zwischen Jänner und März werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) voraussichtlich "sehr stark" zulegen, betonte die Deutsche Bundesbank in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht. Eine konkrete Zahl nannten die Volkswirte jedoch nicht. (sulu, DER STANDARD, 25.3.2014)