Eine gesunder Tunfischembryo (oben) im Vergleich zu einem missgebildeten.

Foto: John Incardona

Washington/Wien - Es war eine der schwersten Ölkatastrophen der Geschichte: Nachdem am 20. April 2010 die Ölplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko explodierte, traten etwa 630 Millionen Liter Rohöl aus, ehe das Leck drei Monate später abgedichtet werden konnte. Die Ölpest wurde von Anfang an von Wissenschaftern beobachtet, die unter anderem herausfanden, dass spezielle Bakterien für einen vergleichsweise raschen Abbau des Rohöls sorgten.

Es kam aber auch zu einem massiven Schwund bei den Fischbeständen. Denn just in den drei Monaten, in denen das Öl austrat, laichten in unmittelbarer Nähe Tunfische, Marline und Makrelen. Unklar war bis jetzt allerdings, wie sich der Kontakt mit Rohöl auf die Fischbrut auswirkt. Diese Frage haben nun US-Forscher um John Incardona beantwortet, indem sie die Embryonen zweier Tunfischarten und einer Makrelenart unter Laborbedingungen dem Meerwasser rund um Deepwater Horizon aussetzten.

Die im Fachblatt "PNAS" veröffentlichten Resultate der Experimente waren eindeutig: Vor allem die im Rohöl enthaltenen polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (Pak), die krebserregend sind, führten bei allen drei Fischarten zu nahezu identischen Defekten. Die Herzentwicklung der Embryonen war massiv gestört: Es kam zu Herz-Rhythmus-Störungen, Herzfehlern und Ödemen. Die meisten Defekte traten bei den Embryonen des gefährdeten Blauflossen-Tunfischs auf.

Zudem war die Flossenentwicklung beeinträchtigt: Viele Embryonen hatten kleinere und verkrümmte Flossen, obwohl die Pak-Konzentrationen in der Studie oft noch geringer waren als die Messwerte der Wasserproben aus dem Golf von Mexiko. (tasch, DER STANDARD, 25.3.2014)