Österreichs Methoden der Kulturförderung unterscheiden sich von denen anderer hochentwickelter Länder: Bei uns sind derzeit private Zuwendungen und die Unterstützung kultureller Aktivitäten nicht von der Steuer absetzbar. Stiftungen können nicht kulturfördernd tätig werden. Die öffentliche Hand muss als Kulturunternehmer auftreten, Theater, Opernhäuser, Orchester und Festspiele unterhalten. Ein großer Teil der Subventionen für Kunst und Kultur ist gesetzlich an die großen Institutionen gebunden und kann nur zum geringen Teil frei vergeben werden. Gesonderte Projektförderung oder das schnelle Reagieren auf neue kulturelle Entwicklungen ist leider nur schwer möglich. Während der öffentliche Kultursektor vielfach international beispielhaft ist, ist Österreich als Standort für freie Gruppen, Orchester und Einzelschaffende prekär.

Nicht nur für das Orchester Wiener Akademie, auch für zahlreiche freie Gruppen, für Solisten, Komponisten, Schriftsteller, Maler ist eine privates Engagement ermöglichende Steuerregelung überfällig. Nach europäischem Vorbild sollte es Privaten möglich sein, kulturelle Initiativen zu unterstützen und dafür gegebene Gelder zu einem bestimmten Prozentsatz als Betriebs- oder Sonderausgaben steuerlich geltend zu machen. Diese Regelung sollte vor allem jene Kulturunternehmungen unterstützen, die nicht oder zu wenig von der öffentlichen Hand gefördert werden.

Der neue Kulturminister hat über eine gesetzliche Regelung gesprochen, Förderungen öffentlicher Institutionen steuerlich absetzbar zu machen. Die Botschaft ist wichtig und gut, der Ansatz greift jedoch zu kurz. Es sind die öffentlich nicht oder zu wenig geförderten Initiativen, die der privaten Unterstützung zu allererst bedürfen. Wir sind überzeugt, dass die Steuerabsetzbarkeit der Kulturförderung und eine Modifikation des Stiftungsrechts für den Staat, die privaten Förderer und natürlich die Kultur eine Win-Win-Win-Situation darstellen kann: einer Entlastung der Öffentlichkeit stünde ein vermehrtes Engagement und die Identifikation größerer Bevölkerungskreise mit kulturellen Fragen gegenüber. (Martin Haselböck, Georg Kopetz, DER STANDARD, 25.3.2014)