Wien - Der in Wien auf einen Entscheid über seine Auslieferung wartende ukrainische Oligarch Dimitry Firtasch hat nach Ansicht von Insidern wichtige Informationen über Deals des russischen Energieriesen Gazprom. Der Gasmilliardär könnte damit zu einer Art Kronzeuge im Vorgehen der US- und EU-Behörden gegen Russland werden, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag.

"Firtasch könnte darüber Bescheid wissen, ob ukrainische Behörden oder Manager von Gazprom oder der Gazprom-Bank ein persönliches wirtschaftliches Interesse an diesen Transaktionen hatten", sagte der frühere Gazprom-Vizechef Alexander Ryazanov laut Bloomberg russischen Medien. Die Informationen über korruptes Vorgehen könnte er an die US-Behörden weitergeben, erklärte ein früherer Mitarbeiter des sowjetischen Gas-Ministeriums, der nunmehrige US-Unternehmer Mikhail Korchemkin.

Derzeit drängt der US-Kongress darauf, die Sanktionen gegen Russland zu verschärfen und dabei auch in Korruption verwickelte Russen ins Visier zu nehmen. Die EU-Kommission prüft indes schon seit vor der Krim-Krise, ein Wettbewerbs-Verfahren gegen Gazprom zu eröffnen. Dabei soll herauskommen, ob die Russen Gas-Lieferungen zwischen EU-Ländern behindert haben und ob die Koppelung des Gaspreises an den Ölpreis rechtens gewesen ist. Die Kommission kann Gazprom mit einer Strafe von mehr als zehn Milliarden Euro belegen. Der russische Monopolist bedient allein ein Viertel der Gas-Nachfrage in Europa. Österreich bezieht mehr als die Hälfte seines Gases aus Russland.

Firtasch verdiente sein auf mehr als zwei Milliarden Euro geschätztes Vermögen mit dem Gashandel, wobei er gemeinsam mit Gazprom die Firma RosUkrEnergo kontrollierte und zeitweise alleiniger Gasimporteur in der Ukraine war. Er bestreitet immer wieder auftauchende Berichte, wonach dabei der vom FBI als Mafia-Pate gesuchte Semjon Mogilewitsch involviert war. (APA, 24.3.2014)