Die 36-jährige Deeya Khan ist Norwegerin, hat aber pakistanische Wurzeln

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Würde man versuchen Deeya Khan nur mit einem Adjektiv zu beschreiben, dann würde „aufklärerisch" wohl das treffendste Wort dazu sein. Als Grenzgängerin zwischen den Kulturen baut sie Brücken, durch Musik, Menschenrechtsprojekte oder Filme. Die 36-jährige Norwegerin mit pakistanischen Wurzeln lebte oftmals auch nah am Gefährlichen. Weil ihre liberale folkloristische Musik für manche orthodoxe Muslime pakistanischer Herkunft zu unerträglich war, wurde ihr mehrmals mit dem Tod gedroht. Sie begann sich fragen zu stellen, zog von Oslo nach London, ließ die Musik sicherheitshalber ruhen und widmete sich dem Thema aus aktivistischer Perspektive.

Musikproduzentin und Regisseurin                               

Dabei lebt sie schon lange mit der Musik, genauer gesagt der „Khyal-Musik", jener klassischen Musikrichtung, die ihren Ursprung in Nordindien hat. Sie lernte beim „Ustad Bade Ali Khan", der als eine der prominentesten Interpreten dieser Richtung gilt. Ihre ersten Auftritte hatte sie schon mit 12, ihre Kollaborationen umfassen Stücke mit Jazz-Legenden wie Jan Garbarek, David Lindley und Ustad Nazim Ali Khan. Im Jahr 2011 produziert sie das Album „Nordic Woman", danach „Iranian Woman." Die Albenreihe, die sie durch ihr eigenes Musiklabel herausbringt legt ihren Fokus auf traditionelle, folkloristische Stücke - allesamt gesungen von Frauen aus der jeweiligen Region.

Geschichte ihres Lebens

Die Morddrohungen an ihre Person motivierten Khan sich ausgiebig mit Themen wie Menschenrechte, sozialen Aktivismus oder Aufklärung auseinanderzusetzen. Sie konzentrierte sich auf das Filmemachen und bringt über ihre selbst gegründete Produktionsfirma „Fuuse" den Film „Banaz: A Love Story" heraus, der sie über regionale Grenzen weg bekannt macht.

Der Film basiert auf einer wahren Geschichte und handelt von einer jungen kurdischen Frau, die im Auftrag ihrer eigenen Familie brachial ermordert wird. Ihre Geschichte klingt verstörend: Banaz Mahmoud wird von Unbekannten festgehalten, von mehreren Männern gleichzeitig vergewaltigt, ihre Leiche in einem Koffer versteckt und auf einem Ödland vergraben. Grund für diese Tat war ein Kuss an einer Zugstation. Mahmoud hatte sich bis vor ihrem Tod mehrmals bei der Polizei gemeldet, hatte um Hilfe gesucht, die Beamten aber sahen keinen Anlass zur Beunruhigung.

Gegen Ignoranz

Khan wurde auf diese Geschichte aufmerksam und wollte mit ihrem Film ein Exempel statuieren. Der Film „Banaz" gehört heute zum Unterrichtsmaterial für die Ausbildung britischer Polizisten und gewann letztes Jahr den Emmy. Ignoranz ist das größte gesellschaftliche Problem, sagt Khan heute. Ihr nächster Film handelt von der Radikalisierung junger Männer. (Toumaj Khakpour, daStandard.at, 24. März 2014)