Beim Voguing imitieren Männer Frauen und Frauen imitieren Männer, die Frauen imitieren. Der Tanz ist in der Ballroomszene in New York groß geworden und wird inzwischen auch in Wien an moderneren Tanzschulen unterrichtet.

Für Choreografin Katrin Blantar vom Tanzstudio Supersoulme ist nicht nur das Tanzen, sondern auch den Hintergrund und die Geschichte des Tanzes zu kennen, wichtig. Deshalb gibt es auch vor jeder Stunde eine circa 15 minütige Einführung. Denn Voguing ist nicht nur ein Tanz, sondern eine Lebenseinstellung gegen Ausgrenzung und Intoleranz. Nach der Theorie posen die Kursteilnehmer auf House-Musik wie Models und Hollywoodstars.

DER STANDARD

Die Vorläufer des Voguing sollen in amerikanischen Gefängnissen entstanden sein. Insassen imitierten aus Langeweile Frauen in Mode-Magazinen. In den 60er Jahren organisierten Drag Queens Umzüge und Bälle, auf denen besonders lesbische und schwule Latinos aufgemascherlt tanzten. Menschen, die in der damaligen Öffentlichkeit keinen Platz gefunden hätten, bekamen Gelegenheit, zu sein, wer sie sind.

Homosexualität war in den meisten US-Bundesstaaten noch immer ein Verbrechen und so fanden die inzwischen zu Voguing-Wettbewerben entwickelten Zusammenkünfte im Geheimen statt. Die konkurrierenden Tanzgruppen treten in verrückten Kostümen mit Federn und Glitzer gegeneinander an. Sie bezeichnen sich als Familie und benutzen Namen von Fashionlabels, wie House of Dior oder Xtravaganza.

Im Mainstream landet Voguing plötzlich 1990 durch Madonna und ihren Song "Vogue", mit dem sie viele Platten verkauft und den Tanzstil durch das Musikvideo verbreitet.

Festgelegte Schritte und Figuren gibt es beim Voguing nicht. Da sich der Stil an den Posen von Fashionshootings und Catwalks inspiriert, wirken die Bewegungen zweidimensional und linear. Grundsätzlich imitieren Männer und Frauen das übertrieben Weibliche. Es kann aber auch das Fremde, Männliche oder Tierische zum Ausdruck gebracht werden. (Maria von Usslar, derStandard.at, 27.3.2014)