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Eine spätantike Residenz im einstigen südwestlichen Viertel von Ephesos. In ihrer diesjährigen Grabungskampagne wollen sich österreichische Archäologen dem "Dark Age" der antiken Metropole widmen.

Foto: APA/ÖAI

Wien/Ephesos/Kairo - Österreichische Archäologen konzentrieren sich in ihrer diesjährigen Grabungskampagne in Ephesos auf eine spätantike Residenz im Zentrum der antiken Metropole. Die Forscher des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) erhoffen sich anhand dieses Gebäudes Einblicke in das sich verändernde Leben in der Stadt zwischen dem 6. und 12. Jahrhundert , dem "Dark age" von Ephesos.

Die österreichischen Grabungs-Aktivitäten in Ephesos haben sich auf zwei große Schwerpunktprojekte reduziert, erklärte ÖAI-Direktorin Sabine Ladstätter, die 2007 zur Leiterin der seit 1895 stattfindenden österreichischen Grabungen in Ephesos bestellt wurde. Einer der Schwerpunkte liegt auf der wissenschaftlichen Aufarbeitung des prähistorischen Siedlungshügels Cukurici Höyük im Rahmen eines vom Europäischen Forschungsrat (ERC) geförderten Projekts. Dieses Vorhaben wird aber nicht mehr unter der Leitung des ÖAI durchgeführt, sondern unter jener der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Grund dafür ist, dass die mit dieser Ausgrabung beschäftigte Forscherin, Barbara Horejs, Direktorin am Institut für Orientalische und Europäische Archäologie (OREA) der ÖAW wurde.

"Dark age" von Ephesos

Das ÖAI dagegen konzentriert sich auf die spätantike Residenz im einstigen Stadtzentrum von Ephesos. Dieses einst "palastähnliche Gebäude" sei sehr gut erhalten. Die Wissenschafter erhoffen sich daher Erkenntnisse über die späten Phasen und das Ende der antiken Metropole. Vor allem der Zeitraum zwischen dem 6. und 12. Jahrhundert werde als "Dark age" von Ephesos bezeichnet.

"Da gibt es noch sehr wenig Evidenz. Wir haben aber hier das Glück, im Stadtzentrum ein Gebäude zu haben, das im 5. Jahrhundert errichtet, prächtig ausgestattet und dann sehr lange genutzt wird", erklärte Ladstätter. Im Laufe der Zeit wurde diese vormalige Nobelresidenz aber oft umstrukturiert und dabei immer einfacher. "Aufgrund dieser Entwicklung des Gebäudes können wir auch veränderte Lebensumstände rekonstruieren und diese letzten Jahrhunderte von Ephesos nachvollziehen", freut sich die Wissenschafterin. Das Gebäude stehe sozusagen paradigmatisch für den zunehmenden "Verfall einer großen Stadt". Bisher konnte die erste Hälfte dieses Hauses ausgegraben werden, den Rest wollen die österreichischen Archäologen in den kommenden Jahren freilegen.

Neben Ephesos liegt einer der traditionellen Schwerpunkte des ÖAI in Ägypten, wo das Institut auch eine eigene Zweigstelle in Kairo betreibt. Die archäologische Arbeit vor Ort sei durch die politischen Wirren der vergangenen Monate nicht erschwert worden. "Ich muss sagen, dass sich die ägyptischen Behörden extrem bemühen. Wir haben alle Genehmigungen bekommen und ich sehe es als völlig unproblematisch - wenn ich das Land jetzt einschätze - dass wir alles so durchführen können, wie wir es geplant haben", erklärte Ladstätter.

Know-how über Rom in Ägypten hilfreich

Neben der Arbeit an dem dortigen "Traditionsunternehmen" - der Grabung in Tell el-Dab'a im östlichen Nildelta - habe man mit Geldern des Wissenschaftsfonds FWF und der Nationalbankstiftung einen weiteren Forschungsschwerpunkt in Oberägypten eingerichtet. In Zusammenarbeit mit Schweizer Kollegen wird dort die römische Stadt Syene erforscht. "Wir bringen unser Know-how über Rom nach Ägypten", freut sich die Forscherin. In Österreich habe man viel Erfahrung mit Handelsposten an der früheren Nordgrenze des Römischen Reichs. Bei Syene handelt es sich ebenfalls um eine Handelsstadt, allerdings lag sie an der südlichen Grenze des einstigen Weltreichs. Ladstätter: "Natürlich ist die materielle Kultur eine andere, aber es gibt ähnliche Fragestellungen."

In einem weiteren Projekt in Ägypten analysieren die Archäologen nubische Siedlungen, die im 19. Jahrhundert errichtet und bereits im Zuge der Erhöhung des britischen Assuan-Staudamms in den 1930er-Jahren wieder verlassen wurden. Dort lasse sich nun untersuchen, wie solche in der gleichen Bauweise wie in der Antike erbauten Lehmziegelbauten tatsächlich verfallen und wie eine organisierte Abwanderung von Menschen in dieser Region funktioniere. (APA/red, derStandard.at, 25.03.2014)