Langanhaltender Konsum gewalttätiger Spiele fördert aggressives Verhalten von Kindern, heißt es in der Studie der Iowa State University.

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Gewalt in Videospielen und ihre Auswirkung auf die Personen vor dem Monitor sind ein Dauerbrennerthema. Speziell nach Amokläufen junger Menschen, wie sie sich etwa in Winnenden, Erfurt oder Columbine ereigneten, steht das Medium immer wieder in der Kritik.

Nun legen Forscher der Iowa State University das Ergebnis einer zweijährigen Untersuchung vor, die in Singapur durchgeführt wurde. 3.034 Mädchen und Jungen der dritten, fünften, siebten und achten Schulstufe wurden dazu mehrmals über ihre Videospielgewohnheiten und ihrer Einstellung zu Gewalt befragt.

Gewaltbereitschaft unter jungen Spielern nahm zu

Die grundsätzliche Erkenntnis ist, dass feindselige Einstellungen gegenüber anderen und Gewaltfantasien innerhalb des Beobachtungszeitraums leicht abnahmen. Ein wenig überraschendes Ergebnis, da Kinder im Laufe der Zeit immer weniger aggressiv handeln, da sie lernen, Konflikte anders zu lösen.

Interessant ist jedoch ein Blick auf jene jungen Probanden, die öfter gewalthaltige Games als ihre Altersgenossen spielten. Bei diesen beobachteten die Wissenschaftler im Vergleich eine Zunahme an aggressivem Verhalten und gewalttätigen Tendenzen, fasst das Time Magazine zusammen. So antworteten sie auf die Frage, ob es akzeptabel sei, andere Kinder zu schlagen, wenn sie etwas negatives über einen selbst sagten, häufiger mit Ja und befürworteten generell häufiger aggressive Reaktionen auf Provokation, selbst wenn diese nicht absichtlich geschehe.

Je länger der Zeitraum des regelmäßigen Konsums der Spiele andauerte, desto wahrscheinlicher war es, dass die Kinder darüber fantasierten, eine Person zu schlagen, die sie nicht mochten.

Unterschiedliche Ergebnisse

Frühere Studien weisen darauf hin, dass Gewaltgames möglicherweise temporär Änderungen der Gehirnfunktion herbeiführen. So nahm die Aktivität in Regionen, die mit Emotionen, Aufmerksamkeit und der Hemmung von Impulshandlungen in Zusammenhang stehen, ab. Ein Effekt, der sich auf lange Sicht manifestieren könnte.

Weitere Untersuchungen wiederum fanden einen Zusammenhang zwischen Spielen mit gewalttätigen Inhalten und dem Verlust von Empathiefähigkeit, den wiederum andere Forscher nicht feststellen konnten.

Kein Letztstand

Der Direktor des Psychologie-Institutes der Stetson University sieht bislang keine starke Beweislast für einen Zusammenhang zwischen dem Spielen solcher Games und aggressiverem Verhalten und verweist hierzu auf die Kriminialitäts-Statistiken. Mit der Etablierung von Videospielen als Massenmedium – in den USA spielen laut Times etwa 90 Prozent aller Kinder Videospiele, viele davon mit Gewaltinhalten – sei kein Anstieg an Gewaltverbrechen unter Erwachsenen einhergegangen.

Seiner Ansicht nach beziehen viele Untersuchungen in diesem Bereich andere Faktoren – wie psychische Erkrankungen oder Gewalt in der Familie – nicht mit ein. Auch der Studienleiter der Iowa State University, Craig Anderson, sieht die Ergebnisse der Forschungsarbeit nicht als Abschluss der Debatte, zumal der Ansatz, die Kinder sich selbst einzuschätzen, tendenziell nicht so zuverlässig ist wie Fremdbeobachtung.

Eltern und Händler gefragt

Zu erwähnen ist, dass es in der Regel um Konsum von Spielen geht, die gemäß Alterseinstufung eigentlich nicht für Kinder und junge Teenager gedacht sind. Die Aufgabe, solche Inhalte (egal ob Games, Filme oder anderes) nicht in die Hände junger Nutzer gelangen zu lassen, obliegt primär den Erziehungsberechtigten. Mit der Durchsetzung der Altersempfehlungen im Verkauf ist wiederum der Handel beauftragt. (gpi, derStandard.at, 25.03.2014)