St. Pölten - Im Mai 2012 feierte Gerhard Polt seinen 70. Geburtstag. Aus diesem Anlass widmete ihm damals das Münchner Literaturhaus eine Ausstellung: Braucht's des?! lautete deren Titel, genau wie eine beim Verlag Kein & Aber erschienene DVD zum bisherigen unvollendeten Werk des bajuwarischen Kabarettisten, Sprachkünstlers, Schauspielers, Regisseurs und Philosophen.
Die urbayerische und ziemlich rhetorische Frage "Braucht's des?!" wird in den kommenden Tagen auch bei einigen Auftritten Polts in Österreich gestellt. Der 1942 in München geborene Humorist begann Mitte der 1970er mit Brettlauftritten. Neben zahlreichen Bühnenprogrammen festigten bald Film- und TV-Satiren seinen Ruf als Grantler, der Spießbürgertum, Kleingeist, Chauvinismus, Rassismus, Ignoranz, Dummheit, Boshaftigkeit und Verlogenheit der Menschen quer durch alle sozialen Schichten aufs Korn nimmt.
Besser gesagt: Er entlarvt sie bis zur Kenntlichkeit, nämlich mittels vorgeblicher Bestätigung sowie komischer Überzeichnung dieser Einstellungen und Verhaltensweisen. Dabei schwingt meist eine gefährliche Gemütlichkeit mit, die das Monströse im Menschen nur noch deutlicher macht. Eine Form von "unerbittlicher Verhaltensforschung" (wie es in einer Laudatio einmal hieß), die mit dialektaler "Konsonantenakrobatik" einhergeht.
Um wieder beim aktuellen Bühnenprogramm anzudocken: Ja freili' braucht's des! So lässt er jetzt Stationen seines Lebens Revue passieren: Etwa 1979 sein I sag nix - eine flammende, weil wortlose Rede zur Satirefreiheit. Nicht fehlen darf der Nikolausi - oder war es doch der Osterhasi?
Gerhard Polt weilt jedenfalls in den nächsten Tagen nicht am heimatlichen Schliersee, sondern in Österreich. Schauen Sie sich das an! Der Auftritt in Freistadt ist bereits ausverkauft - aber wer weiß, vielleicht passiert noch etwas so Komisches wie Kartenretournierungen. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 26.3.2014)