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Ende März müssen Obdachlose wieder auf Abbruchhäuser oder die Straße ausweichen, weil die Winternotschlafstellen geschlossen werden. Eine ganzjährige Einrichtung gibt es in Salzburg nicht.

Foto: APA/ Fohringer

Salzburg - Sie leben auf der Straße, sind in Pensionszimmern, Notschlafstellen oder bei Bekannten notuntergebracht oder sind von unzumutbaren Wohnverhältnissen betroffen. 1260 Menschen in der Stadt Salzburg gelten als wohnungslos, 182 davon sind Kinder und Jugendliche. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der Wohnungslosen um 16 Prozent gestiegen, in den letzten zehn Jahren hat sie sich sogar verdoppelt.

Das zeigt die aktuelle Wohnungslosenerhebung des Forums Wohnungslosenhilfe Salzburg. Immer häufiger würden auch Menschen mit durchschnittlichen Einkommen Hilfe bei Beratungsstellen suchen, sagt Gudrun Hagen vom Frauentreffpunkt Salzburg. Die Wohnungslosigkeit komme in der Mittelschicht an. Jährlich wachse die Kluft zwischen Sozialleistungen und Mietpreisen. Zudem werde der Anteil, den die Wohnkosten vom Einkommen verschlingen, immer höher, fügt der Salzburger Caritasdirektor Johannes Dines hinzu.

Lücken in der Wohnversorgung

"Man kann das Thema nicht mehr leugnen", sagt Robert Buggler von der Salzburger Armutskonferenz. Er könne seine Forderungen an die Politik nur jährlich "rituell erneuern": Es brauche eine stärkere Verschränkung von Wohn- und Sozialpolitik, mehr leistbaren Wohnraum - und die Lücken in der Wohnversorgung müssten geschlossen werden.

Etwa die Lücke der fehlenden ganzjährigen Notschlafstelle für Obdachlose. Ende März werden die Winternotschlafstellen geschlossen. Die dort untergebrachten Obdachlosen werden wieder auf Abbruchhäuser, Zelte und die Salzburger Stadtberge ausweichen müssen. Dines schätzt die Kosten für den Betrieb einer ganzjährigen Einrichtung auf 100.000 bis 150.000 Euro, wenn die Stadt ein Gebäude zur Verfügung stellt. Die Bürgerliste kündigt an, diese Forderung bei den anstehenden Regierungsverhandlungen einzubringen.

Fünf Übergangswohnungen

Aber auch für die verdeckte Wohnungslosigkeit fehle es an Angeboten. 30 Prozent der Wohnungslosen sind Frauen. Sie sind eher selten von akuter Obdachlosigkeit betroffen. Frauen würden sich meist zu Freunden und Bekannten flüchten oder in Gewaltbeziehungen verweilen, um ein Dach über dem Kopf zu haben, erläutert Hagen. Besonders schwer unterzubringen seien Frauen mit Kindern oder psychisch kranke Frauen. "Es ist eine Schande, dass man in Salzburg kein Notwohnprojekt für Frauen aufbauen kann", kritisiert Hagen.

Vonseiten der Stadt heißt es, es gebe sehr wohl ein Angebot. Vor Jahren seien fünf Übergangswohnungen für Frauen, die in Not geraten sind, eingerichtet worden, sagt Jürgen Wulff-Gegenbaur, Büroleiter des Ressorts Wohnen und Soziales. Zudem könne er den Anstieg der Wohnungslosen nicht nachvollziehen. "Unsere Zahlen sind konstant." Die Zahl der dringend wohnungssuchenden Fälle beim Wohnungsamt liege seit Jahren bei 1500 Menschen. (Stefanie Ruep, DER STANDARD, 26.3.2014)