Es gibt also Wahlen in Österreich, wo die Freiheitlichen nicht dazugewinnen, sondern ziemlich deutlich an Zuspruch verlieren. Bei denen die Vertreter einer Regierungspartei einen haushohen Sieg einfahren und sogar zulegen können.

Rudolf Kaske, der offenbar zur richtigen Zeit die Präsidentschaft der Wiener Arbeiterkammer (und damit traditionell auch der Bundesarbeitskammer) übernommen hat, hat für die SPÖ ein Ergebnis errungen, das von der Bundespartei mit Befriedigung registriert wird. Mögen die anderen Wahlwerber auch darüber schäumen, dass die rote Mehrheitsfraktion in den offiziösen Medien und Inseraten der Kammer die aktuelle Kammerspitze und die linken Positionen propagiert hat, so ist am Erfolg der Sozialdemokraten doch nicht zu rütteln.

Wobei die Aufrechterhaltung des Status quo logische Folge der seit Ende der 1990er-Jahre verfolgten Kammer-Strategie ist, die AK in der Öffentlichkeit weniger als eine politische Kraft in der Sozialpartnerschaft denn als eine ausschließlich an Service orientierte Interessenvertretung zu positionieren. Das bietet den schwarzen, blauen, grünen und sonst wie gefärbten Minderheitsfraktionen wenig politische Angriffsfläche - und wenig Gelegenheit zu mobilisieren, was sich wiederum in der Wahlbeteiligung niedergeschlagen hat: Nur 38 Prozent der Wiener Arbeitnehmer haben gewählt - und für Kontinuität gestimmt. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 26.3.2014)