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Steve Jobs bei der Präsentation des iPhones 2007

Foto: AP/Paul Sakuma

Anfang Februar 2005 gibt der damalige Apple-Chef Steve Jobs seinem iPhone-Team ein zweiwöchiges Ultimatum: Entweder es entwickelt bis dahin eine visionäre Smartphone-Software - oder das Team werde vom Projekt abgezogen. Die Folge ist ein Kreativitätsschub, in Zuge dessen die Wisch-Funktion beim Entsperren, das Anwählen von Kontakten direkt aus dem Adressbuch, ohne den Kontakt extra zu laden und ein Display, das ohne Tastatur oder Ziffernblock auskommt, erfunden werden.

Medienoffensive

Diese Erinnerungen gibt Greg Christie gegenüber dem Wall Street Journal zu Protokoll, er bietet damit erstmals einen Einblick in das frühe Entwicklungsstadium des iPhones. Grund dafür dürfte der Patentstreit mit Samsung sein, der am Montag in eine neue Runde geht: Apple will durch die Medienoffensive klarmachen, wie innovativ und einzigartig das iPhone zu seinem Erscheinen 2007 war.

"Projekt Purple"

Christie erzählt, 2004 zum ersten Mal über das iPhone-Projekt informiert worden zu sein. Die Entwicklung lief damals unter dem Codenamen "Projekt Purple", geplant war ein Smartphone mit integriertem iPod, das per Touchscreen funktionierte. Das Team, das am iPhone arbeitete, sei laut Christie "extrem klein" gewesen, alle zwei Wochen habe er ein Meeting mit Steve Jobs gehabt, um ihn über neue Ideen zu informieren.

Höchst Geheimhaltung

Die Briefings mit Jobs hätten in einem fensterlosen Raum stattgefunden, so Christie. Der 2011 verstorbene Apple-Mitbegründer habe großen Wert auf Geheimhaltung gelegt: Projektmitarbeiter sollten daheim nur an Computern arbeiten, deren Bildschirm von Familienmitgliedern und Mitbewohnern nicht einsehbar wäre. Jegliche Bilder sollten verschlüsselt und mit einem Wasserzeichen versehen werden.

"Jobs war besessen"

Auch kurz vor der offiziellen Präsentation 2007 habe Jobs persönlich noch einschneidende Änderungen verlangt: Etwa die Abschaffung eines Split-Screens bei der Emailanzeige, wo am linken Bildschirm der Nachrichteninhalt und rechts Informationen über den Sender angezeigt wurden. "Steve sagte, es sei dämlich, einen so kleinen Bildschirm nochmals zu teilen", so Christie, "er war von Details besessen."

Patentstreit

Diese Details soll der südkoreanische Konzern Samsung von Apple abgekupfert haben: Apple wirft Samsung die Verletzung von insgesamt 5 Patenten vor, darunter auch die Wisch-Funktion. Samsung kontert, dass Apple selbst zwei Patentverletzungen begangen habe. Es geht um Milliardenbeträge: Samsung war bereits, nicht rechtskräftig, zur Zahlung von 930 Millionen Dollar verurteilt worden. Zuletzt hatte Apple von Samsung pro verkauftem Gerät eine Lizenzgebühr von 40 Dollar gefordert. (fsc, derStandard.at, 26.3.2014)