Norwegen: Geschlechter im Gleichschritt.

Foto: Norwegian Army/Wikimedia [cc;2.0;by]

Wie die norwegische Nachrichtenplattform thelocal.no berichtet, sind nach einem Pilotprojekt mit gemischtgeschlechtlichen Schlafräumen die Beschwerden von Soldatinnen wegen sexueller Belästigung gesunken. Entgegen der bisherigen Geschlechtertrennung wurden auf einer Militärbasis im Norden des Landes jeweils zwei Frauen mit vier Männern zusammengelegt.

Laut Ulla-Britt Lilleaas, die die Teilnehmer des Projekts für eine Auswertung befragte, half die gemeinsame Unterbringung den Soldatinnen, "Teil der Truppe" zu werden. "Sie haben sich auf einen Modus geeinigt, in dem Geschlechterstereotypen verschwanden oder zumindest aufgebrochen wurden", so Lilleaas.

Cliquenbildung zwischen den Geschlechtern

"Man muss hier ein Team sein, und dafür muss man zusammenleben, um einander vertrauen zu können", sagte eine Soldatin, die die Zusammenlegung als "verdammt gute Idee" bezeichnete. Lilleaas und ihr Ko-Autor Dag Ellingsen verglichen die Erfahrungen der Männer und Frauen mit denen jener, die in einem Armeestützpunkt mit getrennter Unterbringung dienen. Dort seien häufiger Konkurrenzkämpfe und ein stärkerer Hang zur Cliquenbildung zwischen den Geschlechtern zu beobachten gewesen. Frauen würden dabei häufiger vom Informationsfluss abgeschnitten, so Ellingsen.

Das Pilotprojekt folgte auf einige weitere aufsehenerregende Reformideen innerhalb der norwegischen Armee. Vergangenen August beendete das Verteidigungsministerium die Pflicht zum Kurzhaarschnitt. Wie ihre Kameradinnen sollten auch Männer Pferdeschwänze tragen dürfen. Im November gab die Militärführung bekannt, zum Umweltschutz an einem Tag pro Woche ausschließlich vegetarisches Essen auszugeben.

Nach Jahrzehnten, in denen Frauen in den norwegischen Streitkräften erst auf zivilen und dann auch auf militärischen Posten zugelassen worden waren, beschloss das Parlament in Oslo im Juni 2013 als erstes europäisches Land die Wehrpflicht auch für volljährige Bürgerinnen. Norwegen unterhält allerdings eine schwache Form der Wehrpflicht, die eher einer Freiwilligenarmee ähnelt: Von 63.841 jungen Männern und Frauen, die 2012 zur Stellung aufgefordert worden waren, wurden 9.265 in den Dienst an der Waffe gestellt. (mcmt, derStandard.at, 26.3.2014)