Graz - Im Verlauf von Krebstherapien kann es mit der Zeit zur Unwirksamkeit eines Medikaments kommen. Am Krebszentrum Graz (Comprehensive Cancer Center) wurde nun eine Methode entwickelt, mit der über Blutabnahmen Veränderungen in der Entwicklung des Tumors ermittelt werden können.

Mit der neuen Methode könne das diagnostische Spektrum bei der Analyse des Primärtumors beziehungsweise von Metastasen "erheblich erweitert" werden, meint Gernot Brunner, Ärztlicher Direktor am LKH-Uniklinikum Graz. Die Methode beruht darauf, dass aus dem peripheren Blut der Krebspatienten die darin zirkulierenden Tumorzellen isoliert und anschließend mittels Hochdurchsatzsequenzierung auf charakteristische genetische Veränderungen in spezifischen Bereichen der Chromosome untersucht werden. Mithilfe dieser Biomarker im Tumorgenom sei es dann möglich die weitere Therapie anzupassen.

Rekonstruktion in 90 Prozent der Fälle erfolgreich

Die behandelnden Ärzte entnehmen im Verlauf der medikamentösen Behandlung Blut des Patienten, um dieses so "aufzubereiten", dass die wesentlichen Charakteristika des Tumorgenoms daraus rekonstruiert und mit dem ursprünglichen Tumorgenom verglichen beziehungsweise auf Veränderungen hin untersucht werden können.

"Wir machen das alle drei Monate, oder wenn sich etwas im klinischen Verlauf des Patienten ändert", erläutert Michael Speicher, Leiter des Instituts für Humangenetik. In rund 90 Prozent der Fälle könne durch die neue Methode das Tumorgenom tatsächlich rekonstruiert werden.

Die Methode ermögliche es zu beobachten, ob und welche Veränderungen es im Tumorgenom gibt. Daraus könne man wiederum Schlüsse ziehen, ob die bisherige Therapie greift - aber auch, warum eine Therapie nicht mehr hilft, so Speicher.

Höhere Sensitivität für Früherkennung notwendig

Bisher habe man die genetische Sequenzierung des Tumorgenoms aus dem Blut bereits bei rund 100 Brustkrebspatientinnen, bei 200 Patienten mit Prostatakarzinom, 150 Darmkrebspatienten und seit kurzem auch bei Lungenkarzinom-Patienten durchgeführt, erläutert der Humangenetiker. Zurzeit sei man noch im Bereich klinischer Studien, um die Methode zu evaluieren.

Die ersten Ergebnisse würden darauf hinweisen, dass die Entwicklung einer Therapieresistenz mit der sogenannten "liquid biopsy" in manchen Fällen früher als mit einer traditionellen Gewebsprobe (Biopsie) erfasst werden kann.

Speicher geht davon aus, dass die Methode bei allen Tumorarten zum Einsatz gebracht werden könnte. Und auch für die Früherkennung von Tumoren rechnet sich der Grazer Forscher Chancen aus: "Hier brauche das Verfahren allerdings noch eine deutlich höhere Sensitivität". Für den Patienten solle die Methode den Vorteil bringen, dass eine Therapie früher adaptiert werden könne und die Diagnostik durch die Blutabnahme "sanfter" werde, meint Rektor Josef Smolle von der Med-Uni Graz. (APA/red, derStandard.at, 26.3.2014)