Klosterneuburg/Wien - Der runde Tisch zum möglichen Ankauf der Sammlung Essl findet am kommenden Mittwoch statt. Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) hat dazu Vertreter des Landes Niederösterreich, der großen Gläubigerbanken Bank Austria, Raiffeisen und Erste Bank und der Unternehmerfamilie Essl eingeladen. Auch die Bundesministerien für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, Finanzen sowie Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft werden teilnehmen.

Bei einer Insolvenz der Baumarktkette haben die Banken Zugriffsrecht auf die Kunstsammlung. Karlheinz Essl kämpft mit dem Argument, dass in Österreich 4000 Arbeitsplätze auf dem Spiel stünden, um den Erhalt der Sammlung als Ganzes im Klosterneuburger Museum: Er bot sie der öffentlichen Hand zum Kauf an.

Ostermayer stellte klar, dass es für eine Diskussion über Details zu früh sei: "Jetzt gilt es, die Fakten zur wirtschaftlichen Lage der Handelskette, der Arbeitsplätze und der Kunstsammlung auf den Tisch zu legen, um auf dieser Basis mögliche Lösungsvorschläge zu diskutieren." Vorrangige Ziele der Gespräche seien eine Absicherung der in Österreich betroffenen Arbeitsplätze und die Berücksichtigung der Interessen der Künstler. Ein Ankauf könnte nicht aus dem Kulturbudget erfolgen.

Neben dem Team Stronach und der FPÖ sprachen sich auch die Grünen gegen einen Ankauf aus. Mehrere Bundesmuseen sammeln Gegenwartskunst, so Kultursprecher Wolfgang Zinggl, daher mute es "höchst befremdlich" an, wenn nun viel Geld ausgegeben werden soll, "um den Geschmack eines Privatsammlers zu kanonisieren".

Zudem äußerten sich mehrere Museumsdirektoren kritisch, darunter Sabine Breitwieser (Museum der Moderne in Salzburg) und Peter Weibel (ZKM in Karlsruhe): Es gehe nicht, Millionen für einen Privatgeschmack auszugeben, während die Museen nahezu kein Ankaufsbudget hätten. Stella Rollig (Lentos in Linz) mahnte in den Salzburger Nachrichten: "Das Wichtigste ist, nichts zu überstürzen, auch wenn jetzt ungeheurer Druck gemacht wird." Sie zeigte sich verwundert, dass Ostermayer keine Museumsdirektoren zum runden Tisch eingeladen habe.

Am Mittwoch entschloss sich der Minister, die Direktoren der Bundeskunstmuseen, darunter Karola Kraus, Agnes Husslein und Klaus A. Schröder, zumindest anzuhören - unmittelbar vor dem Gipfelgespräch. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 27.3.2014)