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Grasser schiebt die Verantwortung auf seinen ehemaligen Steuerberater.

Foto: reuters/foeger

Wien - In der Causa Karl-Heinz Grasser geht es am Donnerstag auf zivilrechtlicher Ebene weiter. Am Handelsgericht Wien startet das Schadenersatzverfahren, das der Exminister gegen seinen Steuerberater Peter Haunold und die Kanzlei Deloitte anstrengt. Er macht rund um das komplizierte Stiftungs- und Gesellschaftskonstrukt Falschberatung geltend, die Beklagten weisen das zurück. Grasser habe nicht jene Struktur umgesetzt, die Deloitte empfohlen habe.

In der Strafsache Grasser/Buwog ist derzeit noch immer die Finanz am Zug; sie prüft die Einwendungen des einstigen Finanzministers gegen seinen Steuerbescheid. Grasser wird bekanntermaßen Abgabenverkürzung vorgeworfen; zudem wird rund um die Buwog-Provisionen ermittelt.

Briefkästen

Norbert Wicki, einst Schweizer Vermögensverwalter von Grassers Schwiegermutter, wird vorgeworfen, Gelder aus der Buwog-Provision via Briefkastenfirmen Mandarin Group bzw. Ferint AG verschoben zu haben, Wicki bestreitet den Vorwurf der Geldwäsche; für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Wicki war auch für Grassers Trauzeugen tätig, den Lobbyisten und Buwog-Provisionsempfänger Walter Meischberger. Selbiger engagierte sich 2008 auch bei Meinl International Power (MIP), wo Grasser damals im Vorstand saß; zudem war Grasser an der Managementgesellschaft beteiligt. In der MIP ging es damals rund: kritische Aktionäre (die "Rebellen") wollten einen Machtwechsel.

Geschäftsmann Meischberger

Genau an diesem Punkt kamen Meischberger und Wicki ins Spiel. Was sich damals abspielte, geht aus Wickis Aussage von Ende 2012 hervor. Meischberger habe ihn im November 2007 angerufen, "weil er ein bestimmtes Stimmverhalten bei der ... MIP-Generalversammlung erreichen wollte, ohne selbst in Erscheinung zu treten." Meischberger "strebte eine Unterstützung von Grasser bei der erwarteten Kampfabstimmung in der MIP an."

Als diskretes Vehikel sollte Meischberger Wickis Mandarin Group dienen; der borgte er zu diesem Zweck 500.000 Euro. Die stammten aus der Buwog-Provision. Wicki, der bei der Kreditkonstruktion half, will das nicht gewusst haben: "Nach meinen Informationen war Meischberger ein vermögender Geschäftsmann und Lobbyist mit guten Kontakten. Der von ihm der Mandarin geliehene Betrag war für mich nicht so außergewöhnlich, dass er Verdacht aufkommen hätte lassen können." Er selbst habe im Dezember 2007 "nicht einmal gewusst, was die Buwog ist".

Wicki kaufte also 2008 vor der MIP-Hauptversammlung "die größtmögliche Zahl an MIP-Aktien", der Plan ging aber nicht auf, weil es mit der "vollständigen Geheimhaltung des wirtschaftlich Berechtigten" nicht klappte. Letztlich musste Meischberger die 223.421 MIP-Aktien wieder rückführen - und versilbern: "Er brauchte dringend Geld für seine Steuerschulden", so Wicki. Zur Erinnerung: Meischberger hat damals wegen seiner nicht versteuerten Buwog-Provision in der Höhe von 7,7 Mio. Euro Selbstanzeige bei der Justiz erstattet. (gra, DER STANDARD, 27.3.2014)