Wien - "Neger" ist für Andreas Mölzer, FPÖ-Spitzenkandidat für die EU-Wahl, ein "ganz normales Wort" - wie auch "Zigeuner". Daher werde er weiterhin beide Wörter in den Mund nehmen.
George Alaba, Vater von Fußballstar David Alaba, der soeben mit Bayern München deutscher Fußballmeister geworden ist, sieht das anders. Er fühlt sich schlecht behandelt, wenn er als "Neger" bezeichnet wird. George Alaba interessiert sich - wie sein Sohn - gar nicht für Politik, sagt er im Standard-Gespräch. Dass ihm und seinem Sohn in Mölzers Zeitung Zur Zeit abgesprochen werde, echte Österreicher zu sein, sei aber nicht in Ordnung. "Als was soll ich mich sonst verstehen denn als Österreicher?", fragt Alaba. "Wir haben doch die österreichische Staatsbürgerschaft."
Mölzer denkt nicht an Rücktritt
Andreas Mölzer entschuldigte sich am Dienstagabend in der ZiB 2 zwar für den von ihm verwendeten Ausdruck "Negerkonglomerat", denkt aber nicht an Rücktritt. Denn: Er habe sich entschuldigt, und er gebe auch zu, dass er "gerne ein provokanter Diskutant" sei. Allerdings "werde ich mich davor hüten", künftig einen Vergleich zwischen EU und Drittem Reich zu ziehen, sagte Mölzer, der sich mit etlichen Rücktrittsaufforderungen aus der Politik konfrontiert sieht.
"Semantische Fehlleistung"
FPÖ-Co-Spitzenkandidat Harald Vilimsky verwendet den Ausdruck "Neger" zwar nicht, weil: "Auch wenn ein Eskimo sagt, er fühle sich mit dieser Bezeichnung beleidigt, dann nenne ich ihn Inuit." Dennoch nimmt er seinen Parteifreund im STANDARD-Gespräch in Schutz: Der Begriff "Negerkonglomerat" als Ausdruck dafür, worauf Europa zusteuert, war für Vilimsky "eine semantische Fehlleistung", für die sich Mölzer entschuldigt hat - "und das muss man akzeptieren". Und auch daran, dass Mölzer darauf beharrt, das Wort "Neger" weiterhin zu verwenden, kann Vilimsky nichts Schlimmes finden: "Er verwendet diese Begrifflichkeit, weil er damit groß geworden ist wie auch andere, die Schwarzafrikaner sowie Roma und Sinti damit nicht beleidigen wollen."
Lopatka: Nicht mit Mandat vereinbar
Dass Mölzer die EU gegenüber dem Dritten Reich als "formlos und liberal" qualifiziert hat, ist für Vilimsky "ein Vergleich", der "hinkt", aber: Seine Gegner ignorieren "die 50 Aussagen", in denen er das Dritte Reich verurteilt habe.
ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka sah das im Nationalrat anders: "Der Vergleich ist durch nichts zu rechtfertigen." Solche Rhetorik sei mit Mölzers Mandat "nicht vereinbar". Angelika Mlinar, EU-Frontfrau der Neos, konterte Lopatka mit ihrer Ansicht, "dass auch Mölzer das demokratische Recht zusteht, jede Dummheit zu äußern". Lopatka: "Dann "könnten Sie gleich die Abschaffung des Verbotsgesetzes einfordern!" (völ, nw, riss, DER STANDARD, 27.3.2014)