Schon -zig Mal vorgenommen, den Chef auf eine Gehaltserhöhung anzusprechen. Doch stets sein Büro zwar mit mehr Arbeit, aber nicht mit mehr Geld verlassen? Solche Situationen kennt jeder Mensch; Situationen, in denen wir uns anders verhalten, als wir es eigentlich möchten. Das ist kein Grund zur Panik. Bedenklich wird die Sache laut der Wiener Managementberaterin Sabine Prohaska erst, wenn wir immer wieder an dieselben mentalen Barrieren stoßen. Denn dann zeigen wir meist ein Ausweichverhalten. Wir reden uns zum Beispiel ein "mein Chef hat sowieso kein Ohr für mich".

Trainieren, üben, trainieren?

Irgendwann kommt dann vielleicht der Entschluss, aus dieser Endlosspirale auszubrechen. Viele Menschen beginnen dann zu üben. Frei nach der Devise: Übung macht den Meister. "Wir müssen nur viel üben. Dann beherrschen wir irgendwann zum Beispiel das Flirten, Verkaufen oder Führen von Mitarbeitern wie im Schlaf." Also füllen sich Seminare, in denen  trainiert wird, die  Interessen auch zu artikulieren. In den Rollenspielen während der Seminare klappt das dann auch, doch  im Büro: wieder stumm wie ein Fisch. Den Teilnehmern gelingt der Transfer oft nicht.

Eine Ursache hierfür ist laut Kommunikations- und Verkaufstrainer Ingo Vogel aus Esslingen: "In vielen Trainings werden die mentalen Barrieren nicht bearbeitet, an die die Teilnehmer im Alltag stoßen. Deshalb läuft bei ihnen, kaum keift sie zum Beispiel die Nachbarin an, weiterhin derselbe innere Film beziehungsweise dasselbe mentale Programm ab. So lange dieser Mechanismus nicht durchbrochen wird, nutzt das intensivste Training wenig."

"Das Überwinden der mentalen Barrieren setzt voraus, dass wir die Programme kennen, die in unserem Kopf ablaufen", doziert Vogel. Vereinfacht lassen sie sich diese in zwei Gruppen einteilen: Ur-Programme und mentale Muster.

Alte Programme in neuer Welt

"Die Ur-Programme  sind das Ergebnis unserer Evolution. Diese Programme aktivieren sich selbstständig bei bestimmten Umweltreizen. Typische Ur-Programme sind das Flucht- und Angriffsprogramm. Die Ur-Programme sind bei allen Menschen gleich. Trotzdem reagieren sie auf die gleiche Situation verschieden. Während der eine angesichts seiner Angebeteten weiche Knie bekommt, sprüht ein anderer vor Wortwitz." Dieses unterschiedliche Verhalten resultiere daraus, dass Menschen dieselbe Situation verschieden wahrnehmen.

Für diese unterschiedliche Bewertung sorgen die "mentalen Muster". Sie sind die "Filter", durch die wir unsere Umwelt wahrnehmen, so die Erklärung. Sie bestünden unter anderem aus Glaubenssätzen, die wir im Laufe unseres Lebens verinnerlicht haben. Solche Glaubenssätze können laut Sabine Prohaska sein:

  • „Egal, was mir passiert, ich meistere es irgendwie."
  • "Ich kann mich (nicht) verändern."
  • "Ich bin (k)ein wertvoller Mensch."

Diese Sätze sind weder beweisbar noch widerlegbar, weshalb sie "Glaubens"-Sätze heißen. Trotzdem beeinflussen sie unsere Wahrnehmung und Reaktion auf Umweltreize.

Neue Glaubenssätze verinnerlichen

"Unsere Glaubenssätze stehen in einem engen Zusammenhang mit unserer Lebensgeschichte. Einige wirken konstruktiv, andere destruktiv. Welche Glaubensätze in uns wirken, können wir ermitteln. Der Schlüssel hierzu sind unsere Emotionen. Denn allen Emotionen liegen Glaubenssätze zu Grunde", betont Ingo Vogel. "Über sie können wir unsere unbewussten Glaubenssätze ins Bewusstsein heben."

Glaubenssätze seien erlernt und könnten folglich auch wieder verlernt werden. Das heißt: "Wir können destruktive Glaubenssätze durch neue konstruktive ersetzen. Hierfür müssen wir zunächst zu dem destruktiven Satz ein konstruktives Gegenstück formulieren." Beispiel: statt dem destruktiven Satz "ich muss perfekt sein" den Satz "ich darf Fehler machen und daraus lernen" nehmen.

Danach gelte es, den neuen Glaubenssatz zu verinnerlichen. Hierfür müsse man immer wieder an ihn erinnert werden. Denn das Verankern neuer Glaubenssätze dauere seine Zeit. Vogel empfiehlt unter anderem: "Schreiben Sie Ihren neuen Glaubenssatz auf Notizzettel und kleben Sie diese zum Beispiel in Ihr Auto, an Ihren Badezimmerspiegel und an Ihren PC-Monitor. Dann spüren Sie nach einiger Zeit, wie Sie den Satz allmählich verinnerlichen und sich Ihr Verhalten ändert." (red, derStandard.at, 27.03.2014)