Kurt Rudolf Fischer verstarb am 22. März in den USA.

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Washington/Wien - Unter den Philosophen war er einer der wenigen, der auch mit seinen Fäusten erfolgreich war: Kurt Rudolf Fischer, ab 1979 Honorarprofessor an der Universität Wien, war nämlich im Zweiten Weltkrieg auch Boxer und brachte es zum chinesischen Meister im Mittelgewicht. Vor allem aber war er ein in jeder Hinsicht unkonventioneller Denker und Lehrer, der in den letzten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in Wien zu einer Wiederaneignung der österreichischen Philosophie um 1900 beitrug – über den Umweg der USA.

Kurt Rudolf Fischer wurde 1922 als Sohn eines jüdischen Industriellen in Wien geboren. Nach dem Anschluss musste er fliehen und landete über Brünn 1940 in Schanghai, wo er sich eben auch mit seinen Fäusten durchschlug. Aber nicht nur: Gute Studienergebnisse ermöglichten ihm ein Visum für die USA und ein Studium an der kalifornischen Universität Berkeley, wo er 1949 den Master und 1964 den Doktorgrad erwarb. Dort traf er auch mit Paul Feyerabend zusammen, mit dem er befreundet war.

Nach weiteren Lehr- und Forschungsstationen in den USA kehrte Fischer 1979 nach Wien zurück und wurde Honorarprofessor für Philosophie an der Universität Wien und Psychotherapeut. Ähnlich wie Feyerabend hing Fischer als Lehrer und Denker "Laissez-faire" an. Doch nicht nur seine antiautoritäre Haltung und seine Toleranz, auch sein umfangreiches Wissen, das eng mit seiner bewegten Biografie verflochten war, machten ihn zu einer Ausnahmeerscheinung im akademischen Betrieb.

"Außerhalb von Wien fühle ich mich als Wiener, besonders in Amerika, und als Deutscher; unter Juden fühle ich mich oft als Christ, unter Christen als Jude, in Wien fühle ich mich als Amerikaner, und in Deutschland war ich nicht oft genug (...), um mich je wirklich als Österreicher fühlen zu können", schrieb der nonkonformistische Denker und Anhänger des Fußballvereins Austria Wien in seinen Lebenserinnerungen. Am 22. März verstarb Kurt Rudolf Fischer im Alter von 92 Jahren nach langer Krankheit in einem Pflegeheim in den USA. (tasch, derStandard.at, 27.3.2014)