Berlin - Air Berlin, Mutter der österreichischen Airline "Niki", kommt auf der Suche nach frischem Geld und einer neuen Strategie nicht voran. "Air Berlin arbeitet weiter an Maßnahmen für eine Rekapitalisierung, die Eigenkapital und Liquidität der Air-Berlin-Gruppe stärken würden", begründete die verlustträchtige Fluggesellschaft die zweite Verschiebung ihrer Bilanz-Vorstellung.

Die Gespräche mit den Gesellschaftern und anderen Beteiligten gingen weiter. Eigentlich hatte Air Berlin gehofft, schon am Donnerstag Ergebnisse präsentieren zu können. Das Unternehmen ist mit gut 800 Mio. Euro verschuldet und hat sein Eigenkapital längst völlig aufgezehrt. Nun soll die Bilanzpressekonferenz spätestens Ende April stattfinden.

Etihad reißt Geduldsfaden

Geldgeber von Air Berlin ist die schnell wachsende Airline Etihad aus Abu Dhabi. Die staatliche Fluglinie aus dem ölreichen Golf-Emirat hält seit 2011 knapp 30 Prozent der Aktien, hat aber de facto das Sagen. Nach Geldspritzen von einer halben Milliarde Euro und Sachleistungen - wie neuen Flugzeugsitzen - wollen die Araber Erfolge sehen, doch Air Berlin entpuppte sich mit jeder Quartalsbilanz als Fass ohne Boden. Nach Aussagen zweier mit der Situation vertrauter Personen ist Etihad-Chef James Hogan der Geduldsfaden gerissen. "Hogan hat der Herrscherfamilie von Abu Dhabi viel versprochen", sagte einer von ihnen. Nun suche er nach Wegen, bei Air Berlin durchzuregieren.

Doch einfache Lösungen gebe es nicht. Der arabischen Fluggesellschaft sind bei Air Berlin wegen gesetzlicher Hürden die Hände gebunden. Unternehmen, die außerhalb der EU sitzen, dürfen nicht die Mehrheit an einer europäischen Fluggesellschaft erwerben, sonst gehen die Anflugrechte verloren. Daher erwögen die Araber, ihren Anteil nur auf 49,9 Prozent aufzustocken, hatte ein Insider gesagt. Einem Magazinbericht zufolge prüft Etihad zudem, Air Berlin von der Börse zu nehmen.

Drei mit den Verhandlungen vertrauten Personen zufolge wollen die Araber Air Berlin mit der kriselnden italienischen Alitalia zusammenlegen. Die Gespräche darüber seien mittlerweile aber ins Stocken geraten, da der Widerstand in Italien sehr groß sei. Vor allem die Gewerkschaften gingen auf die Barrikaden. Etihad verhandelt seit Monaten über einen Einstieg bei der verlustreichen Alitalia. (APA, 27.3.2014)