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Der Wacker-Fanblock beim Spiel am Tivoli gegen Red Bull Salzburg im August 2013.

Foto: Robert Parigger/APA

Salzburg - Eine 0:6-Niederlage seines Lieblingsvereins Wacker Innsbruck ließ einen 29-jährigen Tiroler im Oktober nach dem Fußballspiel in Salzburg handgreiflich werden: Er schlug auf einen 13-jährigen Red-Bull-Salzburg-Anhänger ein, riss ihm seinen Fanschal vom Hals und verbrannte diesen. Danach soll er an der S-Bahn-Station Taxham die Hand zum Hitlergruß erhoben haben.

Am Donnerstag musste sich der einschlägig Vorbestrafte wegen Wiederbetätigung und Körperverletzung vor dem Salzburger Landesgericht verantworten. Der Angeklagte bekannte sich schuldig in der Frage der Körperverletzung und erklärte: "Es tut mir leid, was mit dem Buben war. Ich war besoffen und hätte nicht gedacht, dass der 13 ist." Der Schüler erlitt eine Jochbeinprellung, nachdem der Angeklagte ihm einen Faustschlag ins Gesicht versetzt hatte, als der Schüler schon am Boden lag. Den Schal des Buben zündete der Tiroler an und wirbelte ihn brennend durch die Luft.

Warum er ihm den Fanschal entriss, wollte Richterin Ilona Schalwich-Mozes wissen. Der Tiroler erklärte, die Schals der gegnerischen Mannschaft würden beim nächsten Spiel mit ins Stadion genommen. "Aha, der moderne Mann sammelt Fanartikel der gegnerischen Mannschaft, nicht wie die Hunnen abgetrennte Köpfe", merkte Schalwich-Mozes an.

Angeklagter bestreitet Hitlergruß

Den für die Staatsanwaltschaft unzweifelhaften Hitlergruß bestritt der Angeklagte vehement: "Ich habe mit der rechten Szene nichts zu tun, seit ich aus dem Häfn raus bin." Die Überwachungskamera der S-Bahn-Station in Taxham hat den Vorfall aufgezeichnet. Auf den Aufnahmen ist der Angeklagte mit mehreren Fans zu sehen. Er hebt seine rechte Hand und streckt sie zweimal durch. Danach sind weitere Gesten zu sehen, allerdings mit abgewinkeltem Arm.

Er habe die Hand nur zur Unterstützung des Fangesangs erhoben, schilderte der Angeklagte seine Version des Vorfalls. Normalerweise hätte er dazu auch beide Hände gehoben, aber in der linken habe er eine Zigarette gehalten. Außerdem: "Wenn ich dort den Hitlergruß gemacht hätte, hätte ich ein Problem gehabt. Die Wacker-Fans sind alle links. Bei den Innsbruck-Fans gibt es keine Rechtsradikalen."

Bereits wegen Wiederbetätigung verurteilt

Um den Geschworen die politische Einstellung des Angeklagten zu verdeutlichen, listete Staatsanwalt Marcus Neher einige Gegenstände auf, die in der Wohnung des Mannes sichergestellt wurden: T-Shirts von rechtsradikalen Bands und mit der Aufschrift "Angriff 88" sowie insgesamt 800 Lieder mit rechtsextremistischen Inhalten. Darunter auch das bei Rechten beliebte Lied "Polackentango" von der als kriminelle Vereinigung verurteilten deutschen Band Landser. Zudem trägt der 29-Jährige mehrere Tätowierungen mit germanischen Runen, Symbolen der "White Power"-Bewegung und der Zahl "88". Im August 2009 wurde er wegen Wiederbetätigung zu 18 Monaten Haft verurteilt, nachdem er bei mehreren Anlässen die Hand zum Hitlergruß erhoben, "Sieg Heil" geschrien und NS-Parolen an die Wand einer Polizeizelle geschmiert hatte.

Der Angeklagte will sich gebessert haben: Er habe für eine frühzeitige Haftentlassung an der Innsbrucker Uni einen zweitägigen Verbotsgesetzkurs absolviert. Außerdem wolle er sich die Tätowierungen überstechen lassen und eine Antiaggressionstherapie beginnen. Zum Fußball gehe er auch nicht mehr, erklärte er der Richterin.

Die Geschworenen verurteilten den 29-Jährigen zu zehn Monaten unbedingter Haft wegen Körperverletzung, Nötigung und Sachbeschädigung. Dazu kommen drei Monate aus einer früheren bedingten Strafe, die jetzt widerrufen wurde. Im Faktum der Wiederbetätigung urteilten die Geschworenen einstimmig mit einem Freispruch. Das Urteil ist rechtskräftig. (Stefanie Ruep, derStandard.at, 27.3.2014)