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Miklauz will eine Neuausrichtung.

Foto: APA/Neubauer

Wien - Ob Stefan Miklauz weiß, worauf er sich da einlässt? Der Mittdreißiger, Eigentümer der Autovermietungsfirma EasyMotion, tritt am Samstag zum zweiten Mal an, um sich zum Präsidenten des Schwimmverbands (OSV) küren zu lassen. Miklauz, den der OSV-Vorstand nominierte, dürfte der einzige Kandidat sein, dennoch gilt seine Wahl beim Verbandstag in Wels keineswegs als sicher. Einziger Kandidat war er bereits beim jüngsten Verbandstag gewesen, der am 7. Dezember des Vorjahres in Wien allerdings mit einem Abbruch endete.

Seit dem Rücktritt von Christian Meidlinger herrscht an der OSV-Spitze ein Vakuum. Der SPÖ-Politiker, der im September 2012 für den zurückgetretenen Paul Schauer als OSV-Präsident eingesprungen war, hatte nach elf Monaten und vielen Wickeln mit Dinko Jukic seinerseits abgedankt. In der Folge kamen fragwürdige Geschäftsgebarungen wie auch Schwindeleien bei Förderanträgen aus den vergangenen Jahren ans Tageslicht. OSV-Generalsekretär Thomas Gangel musste zurücktreten. Und die zwischenzeitlich mit der Führung beauftragte Vizepräsidentin Birgit Fürnkranz-Maglock zog sich völlig aus dem Vorstand zurück.

Miklauz sagt, er wolle es möglichst vielen, werde es aber nicht allen recht machen können. Der OSV ließ verlautbaren, Miklauz stehe "für eine wirtschaftliche und sportliche Neuausrichtung des Verbandes". Tatsächlich könnte ein Weiterwursteln ohne einen Präsidenten dem OSV insofern schaden, als wichtige Entscheidungen anstehen. So braucht die Stadt Wien dringend einen Gesprächspartner, um die Lage der Spitzensportler zu verbessern und Planungen für eine neue Anlage - im Stadionbad oder auch sonst wo (Seestadt Aspern?) - voranzutreiben.

Systemerhalter

OSV-Kritiker wie der Anwalt Thomas Krankl, der Jukic und dessen Verein Austria Wien vertritt, befürchten freilich "die Erhaltung des alten Systems". Krankl will auch in Wels "einiges zur Sprache bringen", für ihn ist allein schon die Rechtmäßigkeit des Verbandstags in Frage gestellt. Dem OSV seien etliche Formalfehler unterlaufen. Speziell die Frage, ob ein außerordentlicher und ein ordentlicher Verbandstag, auf dem auch Statutenänderungen möglich sind, einfach zusammengelegt werden können, ist laut Krankl strittig. Auch darüber, dass jene acht Salzburger Vereine, die ihren Ausschluss aus dem OSV erfolgreich vor Gericht bekämpften, nun kein Stimmrecht haben, wundert er sich. "Die Begründung lautet, dass sie keine Wettkämpfe bestritten haben. Was sie ja nicht konnten, weil sie gesperrt waren. Sie müssten natürlich so gestellt werden wie früher."

Einer, der sich ebenfalls wundert über den OSV, ist Niko Formanek, dessen Tochter Charlotte eine der besten Synchronschwimmerinnen des Landes ist. Der Kommunikationsexperte und Comedian, der einst Pressesprecher des Liberalen Forums war, beschwerte sich bereits im August in einem offenen Brief über den Verband. "Sobald man Eigeninitiative zeigt, wird man behindert, wenn nicht sogar bekämpft."

Nun, da er sich näher mit dem OSV beschäftigt hat, ist Formanek sozusagen der Kragen geplatzt. Er hat die Facebook-Gruppe "Neuer Österreichischer Schwimmverband" gegründet und via Youtube schon etliche Videobotschaften abgesetzt. Wenn es nach Formanek geht, soll eine unabhängige "Start-up-Gruppe" Vergangenes aufarbeiten und Vorschläge erarbeiten, "wie ein richtiger Neubeginn aussehen könnte". (Fritz Neumann, DER STANDARD, 28.3.2014)