Obligatorisch bei jeden Newroz-Fest: Über das offene Feuer springen

Foto: Toumaj Khakpour

PKK-Gründer Abdullah Öcalan

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Wiener Schülerinnen feierten auch im Votivpark.

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Ohne den Halay-Tanz geht auch bei dieser Feier gar nichts.

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Nicht viele Dinge vereinen die verschiedenen Völker des Orients so sehr wie das "Newroz"-Fest. Denn von den Albanern des Balkans bis hin zu den turksprachigen Völkern Zentralasiens feiern alle um die Zeit des 20./21. März jeden Jahres das altiranische Neujahrs- bzw. Frühlingsfest. Und genau darin liegt auch das Problem, denn "wem" das Frühlingsfest gehört, sorgt immer wieder für Streitigkeiten.

Das Streitpotenzial fängt schon bei der Schreibung des Namens an: Kurden schreiben "Newroz", Türken "Nevruz", Iraner "Nouruz" und die Kirgisen etwa "Nooruz". Kleine Unterschiede, mag man denken, die aber von den jeweils anderen als Besitzansprüche gewertet werden können. Daher wird im vorliegenden Artikel das kurdische "Newroz" verwendet werden, da der Verein für StudentInnen aus Kurdistan (YXK) heuer im Wiener Votivpark zum "Newroz" geladen hatte.

Kultur und Politik

Bereits an der Straßenbahnhaltestelle Schottentor war "Halay"-Musik zu hören. Neugier ob der "orientalischen" Klänge ließ die Blicke immer wieder in Richtung des Votivparks schweifen. Dort angekommen, konnte man die Newroz Feierlichkeiten junger Kurden bestaunen. Selbst einige Einheimische hatten sich unter die Feiernden gemischt. "Ich habe sogar mitgetanzt", sagte der 19-jährige Student Severin. Seine Freunde und er seien gerne im Votivpark und dieses Mal gebe es eben ein Fest; da habe man sich eben einfach angepasst.

Der Schauplatz: Eine Feuerstelle in der Mitte und eine kreisrunde Menschenansammlung, die sich zu Halay-Klängen an den Händen fassten und ausgelassen tanzten. Auch wenn sich einige Neugierige fragten, ob es denn eine Erlaubnis für das Feuer gäbe, waren die Veranstalter zufrieden. 150-200 Menschen waren gekommen. Die 21-jährige Silan Kayan sitzt im Vorstand des Vereins und freute sich ob der zahlreichen Besucher, dennoch wollte sie festhalten, dass dieser Festtag für die Kurden eine "tiefere Bedeutung" habe, da Newroz für sie der Tag des Widerstandes sei. Kayan ist türkische Kurdin und spielte dabei auf die Unterdrückung der Kurden in der Türkei an. So war während der Veranstaltung auch ein Bild des in der Türkei inhaftierten kurdischen PKK-Führers Abdullah Öcalan zu sehen. Ganz unpolitisch war die Feier nicht, doch für einen Studenten vom Verein YXK war eines dennoch klar: "Der kulturelle Aspekt überwiegt."

Die Sprachenvielfalt

Die Ansprachen durch die Veranstalter an diesem Abend erfolgen meist auf Türkisch. Denn nicht alle Kurden beherrschen ihre Muttersprache beziehungsweise die jeweiligen Idiome/Dialekte des Kurdischen. Und wenn die jungen Kurden ihre Sprache doch beherrschen, dann stehen sie vor dem Problem, das etwa Sorani, das vor allem im Irak gesprochen wird, sich doch erheblich von Kurmandschi unterscheidet, das vor allem von türkischen Kurden gesprochen wird. So ist es durchaus geschehen, dass sich etwa eine irakische Kurdin und ein syrischer Kurde auf Englisch unterhalten mussten.

Und an diesem Abend waren zwar vor allem türkische Kurden anwesend, aber eben auch irakische und sogar syrische. Einer von ihnen, der seit einem Jahr in Wien lebende 35-jährige Salah war Musiklehrer am Konservatorium im syrischen Homs. Dann brach der Bürgerkrieg in Syrien aus und Salah musste mit seiner Familie fliehen. Daher war für Salah das Newroz Fest im Votivpark auch ein Stück "Heimat". Aber er war nicht restlos von der Veranstaltung überzeugt. "In Wien gibt es eine große, kurdische Community, aber es gibt auch politisch bedingte Unterschiede und daher fehlt uns hier eine gemeinsame Basis", resümiert Salah. Deshalb sehnt sich Salah nach einem Newroz-Fest, das nicht nur die Kurden Wiens zusammenführt, sondern auch aus der Türkei und dem Iran stammende Menschen, die in Wien Newroz feiern. Denn für Salah ist eines klar: "Die Botschaft des Newroz handelt von Humanität." (Rusen Timur Aksak, 28.3.2014, daStandard.at)