Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping ist auf Tour durch Europa. Wirtschaftliche Fragen dominieren seine Reise. London, Paris und Frankfurt sollen zu Handelsplätzen für die chinesische Währung Renminbi werden, Handelsstreitigkeiten um Wein und Netzwerkausrüstung sollen beigelegt werden, wirtschaftliche Großaufträge werden vergeben, etwa für 70 Airbus-Flugzeuge.

Dabei hat Xi in der Heimat derzeit genug wirtschaftliche Herausforderungen zu meistern. In den vergangenen Wochen hat die Währung Renminbi einen seltenen Kursrutsch erlebt. Knapp drei Prozent hat die Währung seit Jahresbeginn verloren. Einer der Gründe war, dass Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten gekommen sind.

Laut Dario Perkins, Ökonom bei Lombard Street Research, "stecken Chinas Wirtschaftspolitiker in einem Dilemma". Sie haben zwar versprochen, dass sie das lange Jahre ungesund hohe Kreditwachstum eindämmen. Dabei breche aber auch das Wachstum weg. "Wenn es die Behörden ernst meinen mit der Reform des Wirtschaftsmodells, dann wird die Wachstumsrate auf fünf Prozent fallen", sagt Perkins. Nach wie vor liegt das ambitionierte Wachstumsziel in China aber bei 7,5 Prozent. Bei weniger Wirtschaftsdynamik seien weitere Probleme an den Finanzmärkten die logische Folge, glaubt Perkins: Immer mehr Unternehmen hätten dann Schwierigkeiten ihre Schulden zu bedienen und würden daher in Zahlungsprobleme kommen.

Volkswirte warnen, dass sich auch die europäischen Handelspartner auf weniger Wachstum einstellen müssen. Das träge vor allem Deutschland, das das chinesische Investitionswunder jahrelang mit hochwertigen Maschinen versorgt hat. "Deutschland war zehn Jahre lang der Gewinner von Chinas dynamischer Wirtschaftsentwicklung", sagt Mark Williams von Capital Economics. "Die nächsten zehn Jahre wird es kaum etwas zu gewinnen geben." (sulu, DER STANDARD, 28.3.2014)