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Die Zeiten nationalistischer Ausrichtung Serbiens sind vorbei. Tomislav Nikolic (li.) am Donnerstag bei seinem Amtskollegen Heinz Fischer.

Foto: AP/Zak

Wien - Die bei Staatsbesuchen obligate Frage nach dem Status der bilateralen Beziehungen - im konkreten Fall 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges - konnte nicht ausbleiben. "Wir begehen den gemeinsamen Rückblick auf das Jahr 1914 ohne jedes Ressentiment", erklärte Bundespräsident Heinz Fischer am Donnerstag beim Besuch seines serbischen Amtskollegen Tomislav Nikolić in Wien. Dieser setzte nach: Heute gebe es zwischen Serbien und Österreich nur Freundschaft. Zudem lud er Fischer nach Belgrad ein, wo man gemeinsam des Ausbruchs des Krieges vor einem Jahrhundert gedenken wolle.

"Krieg darf und kann kein Instrument der Politik sein", mahnte Fischer - wohl auch in Anspielung auf die aktuelle Lage in der Ukraine. Den Vorzug müsse die Diplomatie erhalten.

In Sachen Krim-Krise mahnten sowohl Fischer als auch Nikolić zu Vorsicht: Nicht nur Moskau, sondern auch die EU habe bisher nicht alles richtig gemacht. Gefragt sei "keine Politik des Entweder-oder", sondern ein Ansatz, der die besonderen geografischen und historischen Faktoren der Ukraine berücksichtige.

Nikolić warnte vor wirtschaftlichen Strafmaßnahmen: "Wir Serben mussten damit selbst sehr widrige Erfahrungen machen." Und er erklärte das Dilemma, in dem Belgrad steckt: "Serbien kann nur schwer überleben ohne die EU. Allerdings auch nicht ohne die Russische Föderation." Russland ist immerhin der fünftgrößte Handelspartner des Landes.

Der Zug Richtung Europa ist für Belgrad dennoch unaufhaltsam unterwegs. "Der Erdrutschsieg des bisherigen Vizepremiers Aleksandar Vučić ist Ausdruck der einzigen Option, die Serbien hat: jene eines Beitritts zur Europäischen Union." (Gianluca Wallisch, DER STANDARD, 28.3.2014)