Millionenschwer: ein Gemälde aus Claude Monets Serie "Waterloo Bridge", datiert 1903. 

Foto: SZ Photo / Private Sammlung Cornelius Gurlitt, Salzburg / Süddeutsche Zeitung / Häntzschel

Wien/Salzburg/München - Ob Cornelius Gurlitt über weitere Kunstdepots verfügt, bleibt offen. Auszuschließen ist, dass sich in Gurlitts Villa in Salzburg noch Kunstgegenstände finden lassen: Laut seinem Sprecher Stephan Holzinger sei das Haus nun "komplett geräumt". Bei der Begehung am 10. Februar waren "über 60 Exponate" - vorwiegend Ölgemälde - an einen sicheren Ort gebracht worden. Am 24. und 28. Februar - Termine, die vornehmlich der Räumung der Liegenschaft dienten - wurden jene Kunstgegenstände gefunden, die die Gesamtsumme der Objekte nun auf 238 steigen ließ. Man entdeckte die Arbeiten in einem "zuvor nicht zugänglichen Teil des Hauses", heißt es auf der Webseite www.gurlitt.info.

Alle Objekte sind nun sicher verwahrt; darunter sind allerdings nur 39 Gemälde - allein sieben stammen vom Großvater, dem Landschaftsmaler Louis Gurlitt. Und: Der größte Sammlungsteil aus Salzburg umfasst Arbeiten auf Papier, darunter Blätter von Picasso und Munch, dazu u. a. Silberwaren, Keramik, Kleinskulpturen.

Bereits im Februar nannte Anwalt Hannes Hartung, bisher einer der Sprecher Gurlitts, gegenüber den Medien Namen wie Pissarro, Monet (die als "wunderbares Brückenbild" beschriebene Waterloo Bridge, 1903), Manet, Renoir, Corot, Courbet und Liebermann. In der jüngsten Presseaussendung werden überdies Gauguin, Toulouse-Lautrec, Cézanne und Nolde als Urheber der Gemälde und Aquarelle gelistet.

Dass der Wert des Salzburger Teils der Sammlung Gurlitt höher sei als jene 1400 Werke aus dem Münchner Fund, die sich - rechtlich umstritten - in den Händen der Justiz befinden, kann bis dato nicht bestätigt werden. Der Monet ist allerdings gewichtig: Eine Version der Waterloo Bridge aus dem Jahr 1904 brachte 2007 bei Christie's London 26,5 Millionen Euro.

Gurlitt will "Werke, die unter begründetem Raubkunstverdacht stehen", an die Eigentümer zurückgeben. Seine Berater wollen internationale Experten zur Provenienzforschung gewinnen und die Ergebnisse öffentlich machen.

Das begrüßt die in Deutschland tätige Taskforce zur Provenienzforschung und erklärte, dass für manche Kunstwerke konkurrierende Ansprüche vorlägen. Dennoch zeichnet sich dort die erste Rückgabe ab. Nach Berichten der Süddeutschen geht es um Henri Matisses Porträt Sitzende Frau, das "auch ohne formale Rechtsposition" an die Erben nach Paul Rosenberg zurückgehen soll.

Hartung, bis dato für Verhandlungen mit Anspruchstellern zuständig, hatte in der Zeitung die kolportierte Zahl restitutionswürdiger Bilder (40-50) als zu hoch eingeschätzt. Er wurde jedoch nun "mit sofortiger Wirkung von sämtlichen Aufgaben des Mandats entbunden". Holzinger wollte dies dem Standard nicht näher begründen. (kafe, APA, DER STANDARD, 28.3.2014)