Der Beginn der Euromaidan-Bewegung vor vier Monaten war spontan, ausgelöst durch die Kehrtwende der damaligen Kiewer Regierung in der EU-Annäherung. Bei dem, was folgte, führte aber immer weniger der Zufall Regie, innerhalb wie außerhalb der Ukraine. Wobei oft das Gegenteil des Beabsichtigten eintraf. Drastischstes Beispiel ist die gezielte Tötung von Demonstranten, die den Sturz der Janukowitsch-Clique besiegelte.

Das Tempo, mit dem die Krim dem russischen "Mutterland" verwaltungstechnisch angeglichen wird, lässt langfristige Planung vermuten. Dass für die Ostukraine ähnliche Szenarien existieren, darf man annehmen. Jedenfalls scheint Moskau mit dem anhaltenden Truppenaufmarsch an der Grenze eine Drohkulisse aufzubauen, die wächst, je näher die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen Ende Mai rücken.

An Zufall mag man auch nicht glauben, wenn Exregierungschefin Julia Timoschenko ihre Präsidentschaftskandidatur verkündet, kurz nachdem "enthüllt" wurde, dass sie Wladimir Putin am liebsten abknallen würde. Timoschenko liegt in den Umfragen nicht sonderlich gut und hat auch in der Euromaidan-Bewegung ein Glaubwürdigkeitsproblem. Sollte sie selbst hinter den Enthüllungen stehen, dürfte ihr das allerdings kaum helfen. Sicher ist nur, dass der Nervenkrieg bis zu den Wahlen auf allen Seiten von Tag zu Tag intensiver wird - falls es dabei bleibt. (Josef Kirchengast, DER STANDARD, 28.3.2014)